Spanien ist die zweite Station der Reise. In Valladolid treffen sich (von links): Ángel Gonzalez Del Brio, Kristof Stolze, María Belén Kistner und Dener Lazzari.
Züchtung
Unterwegs im Rye Belt
Die Sommermonate sind für unsere Roggenzüchterinnen und -züchter eine besonders intensive Reisezeit. Wo sie überall unterwegs sind und warum die Besuche vor Ort eine zentrale Rolle spielen, erzählt eine von ihnen hier.
Im Sommer kommt María Belén Kistner kaum zur Ruhe. Für die gebürtige Argentinierin heißt es dann: Koffer packen, Pass einstecken und auf zum Flughafen. Das Ziel? Mehrere Versuchsstandorte in unserem Rye Belt, in dem KWS über seine traditionellen Roggen-Kernmärkte hinaus expandiert.
Seit April 2022 arbeitet Belén als Roggenzüchterin mit einer klaren Mission: ein starkes und wettbewerbsfähiges Produktportfolio für den Rye Belt sicherzustellen. Ihre Reisen sind unerlässlich für die Qualitätskontrolle der Versuche, das Verständnis der Umweltbedingungen, die Bewertung der Hybridleistung und die Steuerung von Selektionsentscheidungen. Dabei ist sie nicht allein: Ihre Züchtungstechnikerin Laura Ahlers und Mitglieder der lokalen Teams begleiten sie oft auf diesen Reisen und tragen dazu bei, die Züchtung auf die spezifischen Bedürfnisse dieser Märkte abzustimmen.
„Wir beginnen im Mai mit den italienischen Standorten in Monselice und Forlì“, sagt Belén. „Die meisten Roggenzüchterinnen und -züchter reisen nach Italien, da wir dort die Hybriden produzieren, die später in Leistungsprüfungen bewertet werden.“ Auf dem Feld untersucht das Team die Elternkomponenten, die Produktion von Versuchshybriden sowie Vorstufen- und Basissaatgut. Die Züchterinnen und Züchter bewerten außerdem diagnostische Merkmale, die der Einheitlichkeit der Saatgutproduktion dienen, und untersuchen viele einzelne Details. All dies sind wichtige Schritte, um die optimale Produktion der Versuchshybriden sicherzustellen.
Kenny Piecharka, Belén und Dener (von rechts) untersuchen in Alberta (Kanada) ein Roggenfeld für anstehende Registrierungsversuche.
Belén begeistert sich für die Detailarbeit und die internationale Zusammenarbeit in ihrem Job.
Auf Italien folgt Spanien
Danach reist Belén weiter nach Spanien. Durch die Besuche lernt sie die örtlichen Gegebenheiten kennen und knüpft Kontakte zum lokalen Team von KWS sowie den für die Zulassungsversuche zuständigen Behörden. „Laura und ich sammeln alle versuchsbezogenen Daten in einer Datei“, sagt Belén. „Sie umfasst alles von den Wetterbedingungen bis hin zu Problemen bei der Aussaat.“ Mit diesem Hintergrundwissen lassen sich Versuche vor Ort effektiver bewerten und bessere Diskussionen führen. „Später, bei der Datenanalyse, macht dieser zusätzliche Kontext einen wichtigen Unterschied bei der Interpretation der Ergebnisse.“
Belén ist oft mit einem kleinen Team unterwegs – lokal und international. Der Austausch mit Kolleginnen und Kollegen aus dem internationalen Portfoliomanagement wie Kristof Stolze und Magdalena Buschmann hilft, Märkte und Züchtungschancen besser zu verbinden. Die Entfernungen sind groß: Unsere Versuchsflächen liegen nicht direkt an den Stationen, weil die Hybriden unter verschiedenen Boden- und Klimabedingungen getestet werden. „Roggen ist in Spanien nicht so weit verbreitet wie in Deutschland. Deshalb ist der Dialog extrem wichtig. Wenn wir vor Ort sind, können wir über Anpassungen für beispielsweise Aussaatzeiten oder agronomische Details diskutieren.“
„Auf den Reisen lerne ich so viel.“
María Belén Kistner
Weiter in die USA und nach Kanada
Von Spanien geht es dann Ende Juni oder Anfang Juli weiter nach Nordamerika. Die Standorte dort liegen besonders weit auseinander – Belén, Laura und das lokale KWS Team sind oft stundenlang im Auto unterwegs. Dieses Mal mit dabei: Dener Lazzari, Rye Product Manager in den USA. Er lieferte nicht nur wertvolle Einblicke, sondern verknüpfte auch die Erfahrungen aus europäischen Versuchen mit dem nordamerikanischen Kontext. Anders als in Deutschland gibt es in den USA beispielsweise keine offiziellen Sortenregistrierungsversuche. Deshalb besucht das Team in erster Linie eigene Versuchsfelder, um mit den Menschen dort ins Gespräch zu kommen. „Wir versuchen, die lokalen Marktbedürfnisse zu verstehen, beispielsweise ob der Roggen für die Tierfütterung oder die Whiskyherstellung verwendet wird“, erklärt Belén. „Wir schauen uns auch die verwendeten Technologien an, da sich die Maschinen und die Aussaatmethoden oft von den europäischen unterscheiden.“
Als Letztes geht es nach Kanada, wo wir hauptsächlich Registrierungsversuche haben, die sowohl von Behörden als auch von KWS organisiert werden. Die Ergebnisse dieser Versuche müssen dem Prairie Recommending Committee for Wheat, Rye and Triticale (PRCWRT) vorgelegt werden, um Unterstützung für die Hybridregistrierung zu beantragen. „Deshalb ist es für uns so wichtig, die Versuche zu besuchen und ihre Qualität zu beurteilen“, erklärt Belén.
Bis zum Ende der Feldsaison im Juli hat Belén mehrere Tausend Kilometer zurückgelegt. Ermüdend findet sie ihre Arbeit aber keinesfalls: „Auf den Reisen lerne ich so viel – zum Beispiel, dass das Hektolitergewicht von Roggen in Nordamerika ein wichtiges Qualitätsmerkmal für den Destillationsmarkt ist. Das spielt in Deutschland nicht so eine wichtige Rolle.“ Auch wenn sie sich in ihrer Promotion mit der Resistenzzüchtung im Mais beschäftigt hat – Beléns Begeisterung liegt aktuell beim Roggen: „Das Getreide ist so vielfältig und bietet viel Lernpotenzial, gerade in neuen Märkten, wo es keine traditionelle Kulturart ist. Die Detailarbeit und die internationale Zusammenarbeit machen einfach Spaß.“ |
Info
Perspektiven im Rye Belt
Im Rye Belt fördert KWS die internationale Wettbewerbsfähigkeit durch Züchtung, Optimierung des Anbaus sowie erweiterte Nutzung und Vermarktung.
Mehr zum Rye Belt gibt es im Internet.
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