Hybridzüchtung
Segmente eines Alleskönners
Neue Segmente erweitern unser Portfolio beim Hybridroggen. Mit dem Projekt Generation Rye können wir auf die individuellen Bedürfnisse unserer Kundinnen und Kunden eingehen.
Knapp vierzig Jahre nach der Entwicklung der ersten Hybriden beginnt beim Roggen eine neue Ära: „Wir erleben gerade eine neue Ausrichtung der Züchtungsziele in der Hybridzüchtung. Nachdem wir bei traditionellen Merkmalen wie Ertrag, Mutterkorntoleranz, Standfestigkeit und Wuchshöhe ein hohes Niveau erreicht haben, konzentrieren wir uns nun verstärkt auf die Entwicklung expliziter Merkmale“, erklärt Andrés Gordillo, Head of Rye Breeding.
Ein Beispiel: Der Klimawandel führt zu häufigeren Trockenperioden im Sommer, vermehrten Regenfällen im Herbst und generell zu extremeren Wetterereignissen. „Das stellt neue Anforderungen an die Sorten. Die Landwirtschaft benötigt breitere Aussaatfenster, um günstige Bodenbedingungen abzuwarten oder Maßnahmen gegen zunehmenden Unkrautdruck vor der Aussaat ergreifen zu können. Dafür braucht es mehr Flexibilität beim Aussaatzeitpunkt im Herbst sowie bessere Standfestigkeit und Trockenstresstoleranz im Frühjahr und im Sommer – bei weiterhin hohem Ertrag. Diese Anforderungen erfüllt unser neuer Wechsel-Hybridroggen“, so Andrés.
Verschiedene Anforderungen
Darüber hinaus gibt es Bedürfnisse, die schon lange bestehen, bisher aber nicht explizit adressiert wurden. Viele Betriebe wünschen sich standfestere Sorten, die ohne Wachstumsregler auskommen und weniger Stroh produzieren – also kürzere Pflanzen. Diese Nachfrage bedienen wir zukünftig mit unserem Zwerg-Hybridroggen. Andere Betriebe wiederum setzen auf einen möglichst hohen Restpflanzenanteil für die Ganzpflanzensilage (GPS). Während für die einen eine frühe Ernte mit hohem Proteingehalt als Grünschnittroggen für die Milchproduktion entscheidend ist, zählt für andere vor allem die Biomasse.
Diese Anforderungen variieren je nach Land und Betriebsart – in einem vielfältigen Marktumfeld von Nord-, Mittel- und Osteuropa bis Nordamerika. Die weltweite Anbaufläche bewegt sich zwischen 4,0 und 4,5 Millionen Hektar.
Customer Centricity im Fokus
Um diese Vielfalt sowohl intern als auch extern besser abzubilden, wurden im Roggenzüchtungsprogramm von KWS neue Initiativen gestartet. Dabei kommen sowohl neue genetische Ressourcen als auch innovative Ansätze zur gezielten Einlagerung von Merkmalen in unsere Sorten zum Einsatz.
Auf dieser Grundlage haben Züchtung, Portfoliomanagement und Marketing bei KWS das Projekt Generation Rye ins Leben gerufen und in enger Zusammenarbeit ein Segmentierungskonzept erarbeitet. Im Fokus: Customer Centricity und unsere Portfoliodiversität beim Roggen – gemäß unserer strategischen Planung mit dem Ziel, bis 2035 die Nummer eins für Roggen in Europa zu werden sowie darüber hinaus international zu expandieren. „In der Vergangenheit haben wir allgemein über den Roggen und seine Eigenschaften kommuniziert. Jetzt haben wir eine Zwischenebene eingezogen und unsere Sorten in Segmente eingeteilt und können auf die individuellen Bedürfnisse der Landwirtinnen und Landwirte eingehen“, sagt Louisa Piel, International Project Manager Marketing.
Konkret heißen sie:
- Classic-Hybridroggen (Classic Hybrid Rye)
- Wechsel-Hybridroggen (Flexible Hybrid Rye)
- Zwerg-Hybridroggen (Short Hybrid Rye)
- GPS-Hybridroggen (Whole Crop Hybrid Rye)
- Grünschnitt-Hybridroggen (Green Mass Hybrid Rye)
„Sie stellen die Diversität im Roggen dar“,sagt Louisa. Die Segmentierung spiegelt sich auch in der Marketingkampagne #GenerationRye wider, mit der wir ebenfalls die Diversität der neuen Segmente hervorheben: Jede Landwirtin und jeder Landwirt steht in der Kampagne für ein Roggensegment. „So bedienen wir mit unserem Roggensegment für unsere Kundinnen und Kunden jeweils eine individuelle Lösung.“
Übersicht
Unsere neue Segmentierung im Hybridroggen
Einsichten in die Märkte
Doch was wünschen sich Landwirtinnen und Landwirte konkret? Das weiß unser Portfoliomanagement. „Jedes Land hat andere Anforderungen, und es gibt kaum Märkte, in denen alle fünf Segmente gleichermaßen stark nachgefragt werden“, sagt Portfoliomanagerin Magdalena Buschmann. „Hybridroggen ist ein echter Alleskönner. Unsere Aufgabe ist es nun, seine Vorzüge gezielt zu kommunizieren und gleichzeitig die Bedürfnisse der Praxis in Sorten zu übersetzen.“
Mit aktuell drei Wechsel-Hybridroggensorten hat KWS den Einstieg in die neuen Segmente gemacht. „Kurz vor der Anmeldung zur Wertprüfung steht eine neue Generation von Biomassetypen“, ergänzt Andrés. Parallel läuft ein Pilotprojekt zur Bewertung neuer Sortentypen für Regionen in niedrigeren Breitengraden – etwa Südspanien, die Südstaaten der USA oder Südamerika. „Roggen ist in den meisten Ländern noch eine Nischenkultur. Das wollen wir ändern – und Roggen zu einem festen Bestandteil moderner Fruchtfolgen machen.“ |
Neugierig, wie Hybridzüchtung funktioniert?
Der Prozess am Beispiel von Hybridroggen aus der KWSintern-Ausgabe 02.25
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