Erfolgreicher Ansatz: Unsere regionale Züchtungsstrategie beim Mais zahlt sich aus.
Neue Leitung
„Wir züchten Mais in Europa für Europa“
Im Juli 2024 hat Rainer Leipert die Leitung der KWS Maiszüchtung an Christof Bolduan, Dario Prada und Pascal Schopp übergeben. Sie erklären, was die Maiszüchtung einzigartig macht, und geben Einblicke in ihre Ziele.
Was macht Mais für Züchterinnen und Züchter so faszinierend?
Rainer Leipert: Beim Mais kann man bereits mit bloßem Auge im Versuchsfeld Entscheidungen zur Selektion treffen. Hinzu kommt die Vielfalt des Züchtungsmaterials, der intensive Austausch mit benachbarten Züchtungsprogrammen und die Nutzung von derzeit drei Generationen pro Jahr mit Doppelhaploiden und genomischer Selektion. Die Herausforderung besteht darin, die richtige Strategie anzuwenden, um die genannten Elemente in unseren 19 Maiszüchtungsprogrammen in Europa auf die richtige Weise zu kombinieren.
Was war Ihr beeindruckendstes Erlebnis in Ihrer Karriere als Züchter bei KWS?
Rainer Leipert: Die Entwicklung des Züchtungsprogramms Dent x Dent in Europa war für mich das eigentliche Highlight. KWS war ein Newcomer, als wir 1996 mit dem Aufbau unserer Heterosis-Pools begannen. Wir mussten gegen alteingesessene, große multinationale Konkurrenten antreten. Rückblickend ist es für mich immer noch beeindruckend, wie KWS unseren Züchterinnen und Züchtern und dem Team die nötige Zeit und das Vertrauen gab, um erfolgreich zu sein. Heute sind wir in Europa im Bereich Dent x Dent voll wettbewerbsfähig.
Welche Eigenschaften müssen erfolgreiche Maiszüchterinnen und -züchter mitbringen?
Rainer Leipert: Leidenschaft für die Arbeit mit Züchtungsmaterial und fürs Reisen, um das Material auf dem Feld zu sehen. Ein gutes Verständnis der quantitativen Genetik und der erfolgreiche Einsatz fortschrittlicher Technologien in der Züchtung sind weitere wesentliche Voraussetzungen. Nicht zuletzt sollten Maiszüchterinnen und -züchter gut organisiert sein und gern in einem internationalen Umfeld arbeiten.
Rainer Leipert: Leiter der Maiszüchtung bis Juli 2024
Pascal Schopp: zuständig für die mittelspäten Reifegruppen
Dario Prada: leitet die Züchtung der späten Reifegruppen
Christof Bolduan: verantwortlich für die frühen Reifegruppen
Die Verantwortung für die Maiszüchtung wurde am 1. Juli 2024 übergeben. Was machen Sie heute und was vermissen Sie am meisten an Ihrer Arbeit?
Rainer Leipert: Ich arbeite immer noch für KWS und werde das bis Ende Oktober 2026 tun. Bis dahin bleibe ich verantwortlich für das Sorghum-Züchtungsprogramm und für die Projekte in Afrika und teile meine Erfahrungen mit jungen Züchterinnen und Züchtern, wo auch immer sie gebraucht werden. Vermissen werde ich den Kontakt zu unserem tollen internationalen Team und – als Züchter kann ich das sagen – ganz ehrlich die Arbeit mit unserem Züchtungsmaterial im Feld.
Nach dem Verkauf der Maisaktivitäten in Südamerika: Wo wird der Schwerpunkt der Maiszüchtung von KWS nun liegen?
Christof Bolduan: Der Fokus unserer Züchtung liegt auf den europäischen Märkten. Die Landwirtschaft in Europa steht vor anderen Herausforderungen als die in Nord- und Südamerika. Die politischen Rahmenbedingungen für den Maisanbau sind unterschiedlich, Stichwort „Green Deal“. Auch der Klimawandel wirkt sich anders aus: Wasser wird zumindest lokal immer mehr zu einer begrenzten Ressource – und Mais braucht viel Wasser. Dafür wollen wir maßgeschneiderte Lösungen anbieten. Die Anforderungen in Brasilien sind beispielsweise ganz andere: Dort liegt der Fokus eher auf der Bekämpfung von Schaderregern. In Europa ist die komplexe Landschaft aus Reifegruppen und Umweltzonen organisatorisch in drei verschiedene „Reifeteams“ gegliedert, die jeweils einen eigenen Leiter haben: Pascal ist für die Züchtung der mittelspäten Reifegruppen zuständig, Dario betreut die späten Reifegruppen und ich bin für die Züchtung der frühen Reifegruppen verantwortlich. Mit dieser Struktur können wir unsere 19 Züchtungsprogramme verantwortungsvoll managen.
KWS züchtet keinen Mais mehr für Südamerika, aber es gibt jetzt drei Leiter der Maiszüchtung statt einem – wie passt das zusammen?
Rainer Leipert: Die Teams für die drei Reifegruppen haben schon seit einiger Zeit jeweils einen Leiter. Die Vielfalt der Maisgenetik und die Anforderungen der regionalen Märkte sind inzwischen zu komplex für einen einzelnen Leiter.
Was sind die wichtigsten Ziele für die Maiszüchtung?
Pascal Schopp: Früher war die Ertragssteigerung das dominierende Züchtungsziel. Heute ist es komplexer: Neben der Ertragssteigerung gewinnen die effiziente Nutzung von Ressourcen wie Wasser und Nährstoffen, der reduzierte Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel und die Integration von Mais in die Fruchtfolge an Bedeutung. Neben politischen Rahmenbedingungen ist der Klimawandel hier ein wichtiger Treiber, besonders für Sommerkulturen. Die Bereitstellung von Sorten, die unter immer unterschiedlicheren Anbaubedingungen stabile Erträge erzielen können, ist ein wichtiges Ziel für uns.
Wenn KWS sich auf die Maiszüchtung für europäische Märkte konzentriert: Wie können wir hier mit Bayer und Corteva konkurrieren?
Dario Prada: Die großen Wettbewerber haben einen starken Fokus auf die Märkte für gentechnisch veränderte Sorten in Nord- und Südamerika. Im Gegensatz zu uns sind die europäischen Märkte für sie eher ein sekundärer Absatzmarkt. Bei KWS haben wir eine sehr starke, lokal angepasste Züchtungspipeline für die europäischen Märkte aufgebaut: Wir züchten hier vor Ort, in Europa für Europa, ganz nah an unseren Kundinnen und Kunden. Damit sind wir in einer hervorragenden Ausgangsposition.
Pascal Schopp: In einigen Märkten können wir den Erfolg unserer regionalen Züchtungsstrategie sehen: Wir können nicht nur mit unserer starken Konkurrenz mithalten, sondern übertreffen sie in einigen Fällen sogar. Trockentolerante Sorten stehen beispielsweise bei den Big Playern kaum im Fokus der Züchtung, bei uns aber schon. In Südosteuropa beispielsweise zeigt unser regionaler Züchtungsansatz eindeutig seinen einzigartigen Wert.
„Unser regionaler Züchtungsansatz zeigt seinen einzigartigen Wert.“
Pascal Schopp
Was sind die größten Herausforderungen für die Maiszüchtung und was wird der Turbo sein?
Dario Prada: Technologie war und wird ein wichtiger Treiber in der Maiszüchtung sein: Genomische Selektion und quantitative Ansätze gewinnen zunehmend an Bedeutung. Die Datenmenge wird durch Bilder von Drohnen und Satelliten sowie Messungen von Umweltsensoren weiter wachsen. Diese Informationen in Werkzeuge zu integrieren, die Komplexität zu beherrschen und letztlich eine Selektionsentscheidung zu treffen – das ist eine große Aufgabe, aber vor allem auch eine große Chance.
Was ist noch wichtig für den langfristigen Erfolg in der Maiszüchtung?
Christof Bolduan: Züchtung ist ein gemeinsamer Erfolg: Die gute Zusammenarbeit mit den Züchtungsstationen und vielen Teams wie der Phytopathologie, der Datenwissenschaft oder aus den Business Units ist sehr wichtig. Züchterinnen und Züchter müssen zunehmend viele Teams koordinieren und mit ihnen kommunizieren.
Rainer Leipert: Auch Soft Skills sind wichtig: Ich denke da an die Treffen von Züchterinnen und Züchtern, bei denen Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zusammenkommen. Ich bin stolz darauf, wie unser Team immer wieder die Fähigkeit unter Beweis stellt, neue Leute schnell zu integrieren. Das müssen wir auch in Zukunft beibehalten. Wie beim Züchtungsmaterial schätzen wir die Vielfalt unserer Züchterinnen und Züchter, die einer unserer Erfolgsfaktoren ist.
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