Unsere Zuchtstation in Einbeck hat das ganze Jahr über zu tun – wie hier im Oktober bei den letzten Vorbereitungen für unsere große Auspflanzaktion im Winterraps.
Zuchtstation Einbeck
Die Zukunft säen
Wie funktioniert eigentlich eine Zuchtstation? Unsere Kolleginnen und Kollegen aus Einbeck geben einen Einblick in ihre Arbeit, die Flexibilität, sorgfältige Planung und eine Menge Teamgeist erfordert.
Morgens, 6.20 Uhr in Einbeck – während es gerade noch dämmert, sitzen die Trial- und Stationsmanagerinnen und -manager bereits mit den Vorarbeitenden zusammen, um das Tagesgeschehen zu planen. „Jeder Tag hier kann anders sein, daher sind unsere Mitarbeitenden und Aushilfskräfte sehr flexibel“, erklärt Carolin Hesse. Nach sieben Jahren im Vertrieb ist sie seit 2024 auf der Station in Einbeck für die Mitarbeitenden verantwortlich. 120 von ihnen plus bis zu 80 Saisonarbeitskräfte sind auf unserer weltweit größten Station im Einsatz – und das ist auch notwendig bei rund 700 Hektar Versuchsfläche, auf denen unterschiedliche Produktions- und Versuchsvorhaben realisiert werden. Zum Vergleich: Ein durchschnittlicher landwirtschaftlicher Betrieb in Niedersachsen hat eine Fläche von 75 Hektar.
Wo es früher einzelne, kulturartbezogene Stationen (Mais, Raps, Zuckerrübe) gab, sind diese ab 2020 kontinuierlich zu einer Multicrop-Station verschmolzen. „Dieser Ansatz gibt uns noch mehr Möglichkeiten“, so Carolin. „Wir sind bei unserer Arbeit, die hauptsächlich draußen stattfindet, stark von Vegetation, Wetter und weiteren Faktoren abhängig. Wenn es über Nacht plötzlich regnet, müssen wir umplanen, unsere Aufgaben neu priorisieren.“ Denn allein für Einbeck erstrecken sich unsere Versuchsflächen von der Ostseeinsel Fehmarn bis südlich von München. Die Aufgaben können sich daher für den jeweiligen Tag schnell ändern – das erfordert höchste Flexibilität vom ganzen Team.
Wasser marsch: Ein Stationsmitarbeiter gießt den frisch gepflanzten Raps an.
Zuckerrüben werden in Ringen auf dem Haubenfeld ausgepflanzt. Die Hauben schützen vor Fremdeinstäubung.
Verantwortungsvolle Arbeit
„Wir sind im Grunde eine Dienstleistungsgesellschaft“, so Henrik Jürgens, der als Head of Region BRS (Breeding & Research Services) Germany mehrere Stationen in Deutschland betreut. „Unsere Aufträge bekommen wir unter anderem von der Züchtung, die mit ganz bestimmten Fragestellungen an uns herantritt.“
Eine der ersten Aufgaben im Vegetationsverlauf ist das Auspflanzen von Zuckerrübenstecklingen, welche aus den Vermehrungsregionen Italien und Frankreich nach Einbeck kommen. Einer, der die Abläufe beim Pflanzen genau kennt, ist Heinrich Fischer. Seit vierzig Jahren ist er bei KWS, seit 25 Vorarbeiter auf der Station in Einbeck und bei Wind und Wetter unterwegs. Rund 40.000 Pflanzen setzt er mit seinem Team vor Ort in die Erde. „Jeder Schritt in der Kette ist wichtig, und das fängt ganz am Anfang an: Es muss tief genug gepflanzt werden, die Standfestigkeit und der Bodenschluss sind wichtig – sonst sieht man am Ende Qualitätsunterschiede.“
Da über das Jahr hinweg stetig neue Aushilfen dazukommen, nimmt sich Heinrich Zeit für alle neuen Kolleginnen und Kollegen, erklärt die Arbeiten und wie wichtig sie für KWS sind. „Manchmal sind die Rahmenbedingungen schwierig. Dann ist es eine Herausforderung, Motivation zu schaffen – aber sobald alle verstanden haben, wie wichtig ihre Arbeit ist, sind sie mit Elan dabei. Dann blicken wir in der gemeinsamen Pause zurück und sind stolz, was wir wieder alles geleistet haben.“
In Trennwandstreifen werden sterile Mutterlinien bestäubt und am Ende gedroschen.
Ernte der Silomais-Leistungsprüfungen mit einem Spezialhäcksler: Ertrag und Feuchtigkeit werden je Parzelle auf dem Feld gemessen.
Jede Pflanze im Blick
Genauigkeit ist der Schlüssel: „Jede Parzelle sollte genau nach Drillplan ausgesät werden. Kommt es hier zu Unstimmigkeiten, hat das Konsequenzen für weitere Schritte des Versuchs. Es könnten dann potenzielle Kandidaten aus einer Leistungsprüfung herausfallen und für die Anmeldung einer neuen Sorte nicht berücksichtigt werden“, erklärt Norman Rose, Trial Manager Zuckerrübe.
Die Versuche in Einbeck bilden dabei die zukünftigen Forderungen des Marktes ab. So führt das Team beispielsweise spezielle Versuche zur Virusübertragung von Blattläusen in der Zuckerrübe durch. „Dafür setzen wir Läuse mit einem Pinsel in den betreffenden Versuchen aus. Wir sind auch die Ersten, die sehen, wie die Pflanzen auf die Virusübertragung reagieren“, erklärt Norman.
Christian Flügge, Trial Manager Raps, ergänzt: „Bei einer Leistungsprüfung geben uns unsere Züchterinnen und Züchter einen Auftrag. Wir säen das Saatgut aus, pflegen die Versuche im Vegetationsverlauf, ernten und stellen dann die Daten zur Verfügung. Bei Raps sind relevante Daten beispielsweise Parzellengewicht, Ölgehalt und weitere Parameter, nach denen Züchterinnen und Züchter ihre Selektionsentscheidungen treffen und damit bestimmen, ob ein potenzieller Sortenkandidat vorliegt oder nicht.“ Arbeiten die Kolleginnen und Kollegen auf der Zuchtstation also nicht genau, wird am Ende vielleicht die falsche Sorte ausgewählt. Das zeigt wiederum, wie wichtig die Arbeit vor Ort ist.
„Wir sind die Ersten, die sehen, wie die Pflanzen reagieren.“
Norman Rose
Diese umfangreichen Aufträge im Blick zu behalten, ist nicht immer leicht. Alle Mitarbeitenden müssen schnell und flexibel auf sich ändernde Bedingungen reagieren können: „Alle von uns sind Organisationstalente“, so Carolin mit einem Lächeln. Die Pflanze ist dabei immer im Blick: Von der Bodenprobe bis zur Ernte kümmert sich das Team der Zuchtstation um Millionen von Einzelpflanzen.
Eine verantwortungsvolle Arbeit, denn Personalkapazitäten, Budget und Wünsche aus der Züchtung oder dem AgroService müssen koordiniert und übereingebracht werden. Alle Schritte auf der Zuchtstation sind unerlässlich. Sie bilden die Basis der Pflanzenzüchtung und sind die Grundlage für herausragendes Saatgut von KWS. |
INFO
Als Aushilfe unterstützen
Wer hat Lust, verschiedene Bereiche von KWS kennenzulernen und ein neues Netzwerk aufzubauen? Das Team der Zuchtstation sucht immer Aushilfen als Unterstützung – dabei sind keine Vorkenntnisse nötig. Der Einsatz wird variabel eingeteilt und kann in einer bestimmten Abteilung oder auf den Versuchsflächen erfolgen. Dazu einfach Carolin Hesse kontaktieren: carolin.hesse@kws.com |
© KWS SAAT SE & Co. KGaA 2025