TURKA
Export-Drehscheibe
In der Türkei ist eine neue Aufbereitungs- und Verpackungsanlage für Zuckerrübensaatgut in Betrieb gegangen. TURKA kann auch Nachbarländer versorgen und reiht sich in die Modernisierung weiterer Anlagen ein.

Als im August des vergangenen Jahres mehrere Hundert Lastwagen mit frisch geerntetem Zuckerrübensaatgut für die Verarbeitung an unserem türkischen Standort Eskişehir eintrafen, griff bei den Kolleginnen und Kollegen ein Rädchen ins andere. Denn parallel zu den gewohnten Prozessen befand sich die Erweiterung der Aufbereitungs- und Verpackungsanlage TURKA gerade in den letzten Zügen. „Wir hatten Lagerhäuser angemietet, um das unbehandelte Saatgut zwischenzulagern“, sagt Werksleiter Basri Şanlı. Letztlich war TURKA schneller fertig als geplant: Im Oktober 2024 trug die Anlage erstmals Wirkstoffe auf Zuckerrübensaatgut auf.
In der alten Anlage war diese chemische Behandlung noch Handarbeit gewesen. „Jede Maschine musste manuell befüllt und jede Mischung händisch zusammengestellt werden“, sagt Basri. Jetzt funktioniert beides vollautomatisch. Und das ist nicht die einzige Verbesserung: Die benötigten Gasmengen für die Trocknung sind drastisch gesunken, die Kapazitäten für den lokalen Markt haben sich verdoppelt.
„TURKA lässt sich problemlos weiter aufstocken.“
Philipp Käthe
Freie Kapazitäten
Bislang ist die Anlage zu einem Viertel ausgelastet. Begonnen hatte der Bau im Frühjahr 2023 mit dem Ziel, die Türkei zu einem Drehkreuz für Saatgut in Länder außerhalb der EU zu machen. Den Grund dafür beschreibt Philipp Käthe, Product Manager Seed Treatments, mit einem Schmunzeln als „Flucht vor dem Verbot von Neonikotinoiden“: Als die EU das Insektizid verbannt hatte und somit die Anlage PIA in Einbeck nicht mehr dafür in Betracht kam, gab es noch eine Ausnahme in Frankreich, wo deshalb die erweiterte Anlage FRANCA in Betrieb ging. Die Ausnahme endete und es folgte Russland mit RUNA. Wegen des Kriegs gegen die Ukraine und dem Importverbot für Waren aus Russland war nun die Türkei als letzter von vier Standorten mit eigener Aufbereitung und Verpackung in der bestehenden Halle an der Reihe.
Doch auch in der Türkei beschloss die Regierung während des Baus von TURKA, das Beizen mit Neonikotinoiden zu verbieten. „Die Entscheidung kam plötzlich, aber wir konnten kurzfristig reagieren und haben den Umfang der Investition reduziert“, sagt Philipp. Geplant waren 6,3 Millionen Euro, am Ende waren es 5,9 Millionen Euro. TURKA ließe sich aber mit geringen Investitionen problemlos weiter aufstocken.
Und das hat die Business Unit für die Zukunft nach wie vor im Blick – denn auch ohne Neonikotinoide eignet sich die Lage der Türkei als Export-Drehscheibe für Zuckerrübensaatgut: „Wir haben nun genügend Kapazitäten, um den Mittleren Osten, Nordafrika oder Länder wie Kasachstan und Belarus mit gebeiztem Saatgut zu beliefern“, sagt Basri.


TURKA-Einweihung: Künftig soll Zuckerrübensaatgut aus der Türkei auch ins Ausland gehen.
Technisch einheitlicher Stand
Die Erweiterung in der Türkei brachte außerdem den Vorteil mit sich, dass jetzt alle vier Aufbereitungs- und Verpackungsanlagen von KWS auf demselben technischen Stand sind – und sich die Mitarbeitenden unterstützen können. Denn für die Kolleginnen und Kollegen hat sich die Herangehensweise geändert und ist viel digitaler als zuvor. „Zur Eröffnung in der Türkei kam der Werksleiter einer bestehenden Anlage und hat die zwölf Kolleginnen und Kollegen dort mit seiner Praxiserfahrung unterstützt“, sagt Philipp. „Das ist ein großer Benefit.“ Trotz sprachlicher und kultureller Hürden zeigte sich schon während der Planung und des Baus die gelungene Zusammenarbeit zwischen Einbeck und Eskişehir. |
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