Jubiläum
Tief verwurzelt:
125 Jahre KWS Ukraine
Der erste Standort von KWS außerhalb Deutschlands befand sich ab 1900 in der Ukraine. Die 125-jährige Geschichte umfasst eine lange Pause ohne Aktivitäten. Vor 25 Jahren ging es weiter – auch mit neuen Kulturarten.
Es wäre ein Grund zum Feiern: 125 Jahre sind seit den historischen Fotos vergangen, die einen Speicher aus Backstein zeigen, daneben festlich gekleidete Männer und Frauen während der Einweihung des Bauwerks. Auf dem Giebel prangt in kyrillischen Buchstaben die Aufschrift „Rabbethge & Giesecke“, der frühere Name von KWS. Auf anderen Fotos sind weitere Gebäude zu sehen, etwa die Fabrik zur Produktion von Zuckerrübensaatgut. Die Station war die erste von KWS außerhalb Deutschlands. Standort: Winnyzja in der Ukraine, dem damals größten Zuckerrübenanbaugebiet der Welt. Trotz des langen Bestehens von KWS in der Ukraine ist es für unsere Kolleginnen und Kollegen aufgrund des russischen Angriffskrieges ein schwieriges Jubiläum.
Einem anderen Krieg ist es geschuldet, dass die Geschichte von KWS in der Ukraine anfangs nur fünfzehn Jahre andauerte, beschreibt Darya Perederiy, Brand and Communication Manager: „Im Ersten Weltkrieg wurde die Anlage als deutsches Eigentum von der Regierung des Russischen Reichs beschlagnahmt und zerstört. Der Versuch, die Saatgutfabrik in den Jahren 1923 und 1944 wieder aufzubauen, blieb ohne Erfolg.“ Deshalb betrieb KWS bis 1995 keine Saatgutzüchtung und keinen Vertrieb in der Ukraine.
Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter:
195
In Betrieb seit:
1900 – 1915 und seit 1995
Aktivitäten:
Züchtung, Vertrieb
Kulturpflanzen:
Mais, Sonnenblumen, Raps, Getreide, Sorghum (nur Züchtungsversuche), Zuckerrüben

In der Aufbereitung und Produktion von Mais- und Sonnenblumensaatgut arbeiten mehr als siebzig der insgesamt rund 200 ukrainischen Angestellten.

Die Sonnenblume rückt mit ihren Vorteilen innerhalb der Fruchtfolge immer mehr ins Bewusstsein und gehört zum Portfolio von KWS in der Ukraine.

Nach der Gründung von KWS Ukraine im Jahr 2000 kamen Mais, Raps und Getreide ins Portfolio.
Neustart in den 1990er-Jahren
Das änderte sich fünf Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion: KWS gründete ein Joint Venture mit dem Verband der Zuckerrübenerzeuger und der Fabrik in Winnyzja, um gemeinsam mit lokalen Züchtern neue Sorten zu entwickeln, und startete die Produktion, die Vermehrung und den Verkauf von Zuckerrübensaatgut. Anfang der 2000er-Jahre ging die Fabrik in den Besitz eines lokalen Unternehmens über. KWS produziert seitdem in der Ukraine kein eigenes Zuckerrübensaatgut mehr, sondern erreicht die 65 Prozent Marktanteil mit importiertem Zuckerrübensaatgut. Nach der Gründung von KWS Ukraine LCC am 16. März 2000 kamen Mais, Raps und Getreide, später auch Sonnenblumen hinzu. „Ein starker Fokus liegt auf unserem breiten Rapsportfolio, und für die Vorteile von Sonnenblumen innerhalb der Fruchtfolge schaffen wir immer mehr Bewusstsein“, sagt Darya.
Mit diesen Kulturarten ist KWS in der Ukraine an drei Standorten präsent, hinzu kommt die Zentrale mit Kundenservice, Produktmanagement, Marketing, Finanzen und Logistik in Kyjiw: Nördlich der Hauptstadt in Kagarlyk werden Mais, Raps und Zuckerrüben gezüchtet, während sich die Zuchtstation in Dnipro südlich der Hauptstadt auf Sonnenblumen und Sorghum konzentriert. Und in Kamianets-Podilskyi in der Westukraine beliefert eine 2016 eingeweihte Anlage zur Aufbereitung und Produktion von Mais- und Sonnenblumensaatgut seit Herbst 2021 zusätzlich zum lokalen Markt auch die EU-Märkte. Bis Ende 2023 wurde die Anlage während des Kriegs erweitert auf eine Kapazität von bis zu 700.000 Einheiten – ein Zeichen für die große Bedeutung des Standorts für KWS.
Ein stilles Jubiläum
Yurii Khamaidiuk leitet die Anlage in Kamianets-Podilskyi. Vor knapp zehn Jahren sei die Entscheidung für deren Bau gefallen, weil die Kapazitäten eines Kooperationspartners nicht mehr ausreichten. Mit dem Neubau in derselben Region profitiert KWS zum einen von den gleichbleibenden klimatischen Bedingungen: Wegen der nahe gelegenen Berge an der Grenze zu Rumänien regnet es hier häufiger als beispielsweise im Zentrum des Landes. Zum anderen blieb an dem Standort auch das bestehende Netzwerk an Anbaubetrieben erhalten.
In Kamianets-Podilskyi sind 74 der insgesamt 195 ukrainischen Angestellten von KWS beschäftigt: im Herbst und im Winter mit dem Ernten, Aufbereiten und Ausliefern des Saatguts, im Frühling und im Sommer mit der Aussaat und der Pflege des neuen Basissaatguts. Der Krieg wirkt sich aber auch in der Westukraine auf den Betrieb und die Angestellten aus. „Manchmal arbeiten wir nur eine halbe Schicht lang, weil wir uns vor Raketen in Sicherheit bringen müssen“, beschreibt Yurii. Auch sei es aktuell nicht möglich, alle Stellen zu besetzen oder genügend Saisonarbeitskräfte zu finden. „Aus Respekt vor unseren 18 Kollegen an der Kriegsfront“ erfolge die Erinnerung an 125 Jahre KWS in der Ukraine im Stillen, sagt Darya. Aber eines hat sich nie geändert: KWS investiert weiterhin in die Landwirtschaft und in die Unabhängigkeit des Landes. |
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