Menschen

AKB Stiftung

Theater der Nacht

Psychologie der Puppen

Das Theater der Nacht in Northeim geht mit seinem Publikum mit diversen Figuren auf eine Fantasiereise und zeigt: Figurentheater hat auch wissenschaftliche Züge.

Aus einer alten Feuerwache entstand das Theater der Nacht.

Wichtige Details: Wohin blickt das Publikum bei Figuren?

Wer Figurentheater mit Kasperle gleichsetzt und als Schauspiel für Kinder abtut, unterschätzt die Magie und die Vielfalt dieser Darstellungsform. Das wird klar, wenn Theater-der-Nacht-Mitgründerin Ruth Brockhausen von einer Vorführung mit Tischfiguren erzählt: Ein erwachsener Zuschauer habe im Anschluss an die Vorstellung gefragt, wie sie denn die Münder der Figuren bewegt habe. „Die Münder sind aber völlig starr. Es ist toll, wenn jemand so mitfiebert und die Figuren zum Leben erweckt.“

Ruth Brockhausen und ihr Partner Heiko machen seit Jahrzehnten gemeinsam Figurentheater. Zunächst taten sie das auf Tournee, ehe sie 1999 in Heikos Heimat Northeim die alte Feuerwache als Probe- und Arbeitsraum kauften. Wegen der guten Lage in der Innenstadt verwandelten sie das Gebäude, das vorher den Charme eines Schuhkartons gehabt habe, in ein mit Zipfelmütze und Drachen geziegeltes Theater. „Zuerst dachten wir, dass wir nebenbei weiter auf Tournee gehen, aber das funktionierte nicht, weil immer mehr Publikum kam.“ Heute ist das Theater der Nacht mit aktuell 22 wechselnden Inszenierungen eine Kultureinrichtung, die Menschen von Hannover bis Kassel in die niedersächsische Kleinstadt lockt. Zum Fundus zählen Tisch-, Stab und Schattenfiguren in unzähligen Größen, Verkleidungen, Masken – und auch Objekte und Dinge können zu Figuren werden.

Für das Theaterpaar war der Umstieg vom Tournee- auf den stationären Betrieb eine Umstellung. „Wir hatten ja noch nie ein Theater geführt und sind Hals über Kopf von Leuten, die vor sich hin wuseln, zu Arbeitgebern geworden.“ Große Unterstützung bekamen sie von der AKB Stiftung: Edith Jaus-Büchting engagierte sich von Beginn an im Vorstand des Theaterförderkreises. „Ihre Erfahrung hat uns sehr geholfen.“ Ebenso wie die finanzielle Hilfe der AKB Stiftung für Theaterstücke aktuell „Der Rattendämon“ oder die Figurentheaterkonferenz „Puppe wirkt Wunder“.

Zu dieser Veranstaltung lädt das Haus seit 2016 jährlich für zehn Tage ein. Bei der Konferenz wird deutlich, wie tiefgreifend das Spiel mit Figuren und Objekten sein kann. „Zu erforschen, welche Möglichkeiten das Genre bietet, ist sehr ertragreich für unsere Theaterszene“, sagt Ruth Brockhausen. Expertinnen und Experten aus Forschungsbereichen wie Kommunikationswissenschaft, Neurowissenschaft, Soziologie, Politikwissenschaft oder Ästhetik geben dann Anregungen, die die Theaterleute in ihren Beruf übernehmen können. Wo die Blicke des Publikums bei einer Figur hängen bleiben, ist beispielsweise hilfreiches Wissen für Figurenbauer wie Heiko Brockhausen. Seine Partnerin Ruth wiederum zog aus der jüngsten Konferenz die Erkenntnis, dass Figuren die Fähigkeit besitzen, tiefere Ebenen der eigenen Person zu offenbaren. „Die spielerische Herangehensweise beim Figurentheater und dadurch zu erfahren, wie ich gestrickt bin und wie ich kommuniziere, ist hoch spannend für Leute, die Theater machen oder in anderen kommunikativen Berufen arbeiten.“ |

INFO

Die AKB Stiftung

Die AKB Stiftung wurde 1998 von Carl-Ernst Büchting (1915–2010), dem langjährigen Vorsitzenden des Vorstands und später des Aufsichtsrats der KWS, gegründet. Die Stiftung engagiert sich vorwiegend in der Region Südniedersachsen, speziell in Einbeck, sowie im Gründungsort der KWS, Klein Wanzleben (Sachsen-Anhalt). Die Werte der Stiftung finden sich in den Begriffen Nachhaltigkeit, Menschlichkeit und Zukunftsfähigkeit wieder. Die Stiftung verfolgt gemein­nützige Ziele in fünf Förderkategorien: „Kirche, christlicher Glaube und Ökumene“, „Kunst und Kultur“,Bildung, Erziehung und ­Soziales“, „Wissenschaft und Forschung“ sowie „Umwelt, Landschafts- und Naturschutz“.

Weitere Informationen: www.akb-stiftung.de |


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