
Schatzkammer: In den Regalen hinter Jonas Wielert ist Platz für 1,3 Millionen Saatgutpartien für unsere Züchtung.
Elitespeicher
Gebaut für Mensch und Saatgut
Unser neuer Elitespeicher in Einbeck ist die Schatzkammer für Zuchtmaterial aus mehreren Jahrzehnten. Vom Neubau profitieren auch unsere Kolleginnen und Kollegen, die sich dort um die Lagerung, die Aufbereitung und das Bereitstellen des Saatguts kümmern.
Groß wie ein Fußballfeld mit Tartanbahn – so beschreibt Jonas Wielert die Grundfläche des neuen Elitespeichers. In Zahlen: 8.300 Quadratmeter. Knapp ein Fünftel davon entfallen auf das Kleinteilelager – 54 Regalreihen auf jeweils vier Ebenen, die Platz für 1,3 Millionen Partien von Zuckerrüben-, Raps- und Zwischenfruchtsaatgut bieten, beschreibt der Leiter des neuen Elitespeichers.
Und der Elitespeicher ist nicht nur Lager-, sondern auch Produktionskomplex: „Wenn Saatgut aus Italien, Frankreich, Spanien, Chile oder Deutschland ankommt, entscheiden wir, ob es in der Produktion aufbereitet werden soll oder ob es direkt für die Einlagerung bestimmt ist“, sagt Jonas. Umgekehrt verhält es sich, wenn aus der Züchtung eine Anfrage nach eingelagertem Saatgut für neue Tests eingeht. „Wir sorgen dann dafür, dass es mit den gewünschten Beizmitteln ausgestattet und an die Zuchtstationen versendet wird.“ Für diese Ausstattungsprozesse mit Farbe und Pflanzenschutz befinden sich Anlagen im zweiten Stockwerk des zweigeschossigen Gebäudes.
Der bisherige Elitespeicher aus dem Jahr 1950 war für diese drei Kernaufgaben – Einlagerung, Aufbereitung und Bereitstellen von Saatgut – an seine Grenzen gestoßen. Er bot nur halb so viel Platz wie der Neubau, und gute klimatische Bedingungen waren lediglich für die Hälfte des Saatguts gewährleistet. Auch in Sachen Nachhaltigkeit und Arbeitsbedürfnisse für die Mitarbeitenden entsprach er nicht mehr den Ansprüchen von KWS.

Die Bauweise des neuen Elitespeichers verbessert auch die Bedingungen für Kolleginnen und Kollegen, die dort arbeiten.

Angeliefertes Saatgut kommt nach der Reinigung entweder in die Aufbereitung für weitere Forschung oder geht ins Lager.

Nachhaltiges Leuchtturmprojekt
Nach siebenjähriger Planung und zweijähriger Bauzeit ist nun ein Elitespeicher entstanden, der „für die Region Einbeck ein Leuchtturmprojekt bei nachhaltigen Industriegebäuden ist“, sagt Jonas. „Wir erzeugen so viel Solarstrom, dass wir damit an sonnenreichen Tagen sogar noch den Hauptcampus versorgen.“ Ebenfalls innovativ: Für den gesamten Wärmebedarf des Gebäudes gelangt Abwärme aus Einbecks Kläranlage zum Elitespeicher. Im alten Speicher wurde über das Nahwärmenetz geheizt, das hauptsächlich mit Erdgas betrieben wird.
Und auch für die Kolleginnen und Kollegen bringt der Neubau deutliche Verbesserungen. In den Planungen spielten die Anforderungen an einen modernen Arbeitsplatz eine entscheidende Rolle. Konkrete Beispiele: Zuvor waren einzelne Arbeitsschritte über mehrere Etagen verteilt, jetzt befinden sie sich überwiegend auf einer Ebene: im Erdgeschoss. Wenn es in die zweite Etage zu den Ausstattungsprozessen geht, steht ein Aufzug mit fünfmal mehr Platz zur Verfügung. Ebenfalls kräftesparend: In der Aufbereitung muss Saatgut dank eines Hebe-Schwenk-Lifts nicht mehr mit Muskelkraft aus Behältern in die Siebmaschinen geschüttet werden.


Optimale Arbeitsbedingungen
Dass das Gebäude an die Bedürfnisse der Kolleginnen und Kollegen angepasst ist, bemerken die Mitarbeitenden auch im ersten Obergeschoss, wo sich der Sozial- und Pausentrakt befindet: Für die rund fünfzig Festangestellten und achtzig Saisonarbeitskräfte stehen mehr als 130 Spinde zur Verfügung – zuvor waren es nur 55. Arbeits- und Privatkleidung können darin getrennt voneinander verstaut werden. Der Pausenraum bietet Platz für 65 Personen (zuvor 28), plus 25 auf einem Balkon. „Weil sich die Gehzeit in die Kantine vom neuen Standort auf fünfzehn Minuten verlängert hätte, wird Frühstück nach Bestellung in einer eigenen App per Lieferdienst in den Elitespeicher gebracht“, sagt Jonas. „Für warme Mahlzeiten steht ein Essensautomat mit Wasserdampfgarer bereit, damit auch die Nachtschicht gesundes Essen warm machen kann.“
Dass das angenehmere Arbeiten zu einer besseren Leistung führt, zeigte sich jüngst beim Raps: Die Aufbereitung von Kleinstmengen per Hand ist ebenfalls in den Elitespeicher gezogen. Unter den neuen Bedingungen war die Arbeit fast zwei Wochen früher erledigt als im Vorjahr. Für maschinelle Arbeitsschritte wiederum stehen neben den fünfzig Bestandsmaschinen weitere 120 neu beschaffte Geräte zur Verfügung.
„Der Elitespeicher ist Leuchtturmprojekt für nachhaltige Industriegebäude.“
Jonas Wielert
Davon profitieren unsere Züchterinnen und Züchter, also die Auftraggeber für den Elitespeicher. „Sie können davon ausgehen, dass wir trotz eines immer diverseren Portfolios für alle Aufträge gewappnet sind und Termine einhalten.“ Gerade beim Raps bleiben zwischen Ernte und neuer Aussaat zum Teil nur wenige Tage für die Aufbereitung. „Wir haben jetzt deutlich bessere Bedingungen dafür.“
Und Jonas ist Feuer und Flamme, noch mehr herauszuholen. „Wir haben ein geniales Gebäude mit deutlich mehr Platz, um die Kapazitäten zu erhöhen und eventuell weitere Fruchtarten hinzuzunehmen. Und ich freue mich darauf, mir jetzt alle Prozesse anzuschauen, Synergien zu nutzen und Arbeitsschritte zu optimieren – damit wir das größte Investitionsprojekt am Standort Einbeck mit unserer Leistung zurückzahlen.“ |
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