Pläne für Afrika
Hakuna Matata
Bis auf einzelne Länder in Nordafrika ist der Kontinent unbekanntes Terrain für KWS. Erfahrungen südlich der Sahara haben wir vor allem bei einem Projekt in Äthiopien gesammelt. Nun starten wir weiterführende Aktivitäten in Ostafrika.
Maiszüchter Justus Nelle, hier bei einem Sorghum-Feldtag im August 2019, schafft die Basis für unsere Maiszüchtungsstrategie in Kenia
Afrika, „the sleeping giant“, wird im Jahr 2050 etwa 2,5 Milliarden Einwohnerinnen und damit doppelt so viele wie heute haben. Über sechzig Prozent der Bevölkerung sind in vielen Ländern nach wie vor in der Landwirtschaft beschäftigt, ein gefüllter Teller zum Mittag- oder Abendessen ist dennoch nicht überall selbstverständlich. Im jüngsten Kontinent der Erde beträgt das Durchschnittsalter 18 Jahre (in Deutschland 44, weltweit 30), der Wissensdurst ist vielfach groß.
„Hakuna Matata“, der Spruch aus der ostafrikanischen Sprache Swahili, wirkt da sehr optimistisch – heißt er übersetzt doch „es gibt keine Probleme“. Aber er drückt gleichzeitig die Lebensphilosophie vieler Menschen aus, unerschrocken und mit viel Kreativität die Alltagsprobleme zu meistern. Und mit diesem konstruktiven Ansatz begeben auch wir uns auf den Weg in Ostafrika.
Förderung einer nachhaltigen Landwirtschaft
Ganz im Sinne von „Respect, support and prosper“ hören wir gut zu und lernen von den Einheimischen, wo die wirklichen Bedürfnisse liegen und wo wir unterstützen können, um gemeinsam voranzukommen. KWS als Newcomer in Ostafrika weiß zwar theoretisch einiges über die politischen Fallstricke und kulturellen Hintergründe in dieser Region. Das wirkliche Leben sieht dann aber häufig doch anders aus. Deshalb haben wir uns in einem ersten Schritt auf die Suche nach verlässlichen Partnerinnen vor Ort gemacht.
Allen Plänen liegt zugrunde, über verbessertes Saatgut, breitere Fruchtfolgen und konservierende Bodenbearbeitung eine nachhaltige Landwirtschaft zu fördern und damit die Lebensverhältnisse und die Einkommensgrundlage vor allem von Kleinlandwirtinnen zu verbessern. In der jetzt beginnenden Strategischen Planung wollen wir herausarbeiten, wie wir auf Basis dieser Keimzellen erfolgreich eine eigene und nachhaltige Geschäftstätigkeit aufbauen können.
Mittlerweile hat sich ein hoch motiviertes Team gefunden, diese von Henning von der Ohe (Group Strategy) initiierten und auf den Weg gebrachten Pläne weiterzuentwickeln, um eigene Ideen oder auch Erfahrungen in die Strategische Planung einzubringen. Wer ebenso interessiert ist, am Aufbau von KWS Aktivitäten in Afrika mitzuwirken, meldet sich bitte bei unseren Projektmanagerinnen Bettina Haussmann oder Gordon Day in der Abteilung Group Strategy. |
Henning von der Ohe (KWS, links) und Carl Jensen, Mitgründer sowie Geschäftsführer von GNA, sprechen im April 2019 über Pläne einer engeren Zusammenarbeit
Unsere Vorgehensweise in Ostafrika sieht folgende drei Schritte vor:
In Sambia wollen wir mit Förderung aus einem Programm des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit ein auf Kleinlandwirtinnen ausgerichtetes Entwicklungsprogramm zur Verbesserung der Saatgutversorgung beginnen. Die für den Eigenkonsum angebauten traditionellen Mais- und Sorghumsorten weisen zwar gute Qualitätsmerkmale auf, haben jedoch ein geringes Ertragspotenzial und sind nicht mit den Resistenzen ausgestattet, die dem veränderten Klima Rechnung tragen. Dieses Marktsegment macht etwa dreißig Prozent des Gesamtmarktes aus und wird von anderen Playern noch nicht ausreichend bedient.
Partner in diesem Vorhaben sind das sambische Start-up Good Nature Agro (GNA) und das staatliche Forschungsinstitut ZARI. Bestechender Ansatz: In dem GNA-geführten Netzwerk von mehr als 5.000 Kleinlandwirtinnen unterstützen sogenannte „private extension agents“ jeweils vierzig Landwirte beim Anbau, bei der Finanzierung, der Ernte und der Vermarktung hochwertiger Leguminosen. Mit dem Züchtungs-Know-how und der Ergänzung insbesondere mit Mais und Sorghum rundet KWS die auf Leguminosen spezialisierte GNA-Produktpalette ab. Damit soll es gelingen, die meist armen Kleinlandwirtinnen in die Mittelklasse zu überführen. |
In Kenia arbeitet seit über einem Jahr unser Maiszüchter Justus Nelle an seiner Doktorarbeit über Sorghum-Hybridzüchtungsstrategien für Ostafrika und führt zudem in Zusammenarbeit mit der lokalen Firma Agventure bereits erste Feldversuche mit Mais durch, deren Ergebnisse als Basis für eine KWS Maiszüchtungsstrategie für Ostafrika dienen sollen. Ziel ist es, eigene Sorten für die Vermarktung in der Region zu entwickeln und mittelfristig wie in Sambia ein eigenes kommerzielles Geschäft aufzubauen.
Agventure ist ein 2010 gegründeter Zusammenschluss von neun professionellen Landwirtinnen, die zusammen etwa 15.000 Hektar bewirtschaften. Mittelfristig wollen sie in die Qualitätssaatgutproduktion einsteigen und verbesserte Sorten für eine erweiterte Fruchtfolge und damit für eine nachhaltigere Landwirtschaft anbieten. |
Das im Jahr 2012 zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und lokalen Partnern gestartete Capacity-Development-Projekt in Äthiopien wollen wir bis Ende 2021 abschließen. Zahlreiche Züchterinnen des Ethiopian Institute of Agricultural Research (EIAR) wurden im Rahmen dieses Projekts ausgebildet, es wurden Laborgeräte zur Verfügung gestellt, die Weizen- und Gerstenzüchtung professionalisiert und durch die Förderung von neun bäuerlichen Saatgutkooperativen etwa 50.000 Kleinlandwirtinnen mit verbessertem Weizen- und Gerstensaatgut versorgt.
Im laufenden Geschäftsjahr wollen wir das EIAR dabei unterstützen, die Vermehrung verbesserter Sorten verstärkt über Saatgutkooperativen und lokale Saatgutunternehmen zu organisieren, damit davon am Ende noch mehr Kleinlandwirtinnen profitieren können. Die lokalen Partnerinnen werden damit in der Lage sein, Züchtung, Produktion und Vertrieb von Saatgut in Äthiopien eigenverantwortlich weiter auszubauen. |
Kontakt:
Bettina Haussmann
bettina.haussmann@kws.com
Gordon Day
gordon.day@kws.com
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