Masterplan I: Die Station in Wetze 2017 nach dem Neu- und Umbau
Stationsporträt Wetze
Getreidezüchtung
im Leinetal
Seit Jahrzehnten ist Einbeck und das Umland als Standort für die Zuckerrübenzüchtung, aber auch für Mais- und Rapsaktivitäten bekannt. Doch schon 1920 begann die KWS Getreidestory bei der damaligen Firmentochter Peragis mit der Züchtung von Weizen und Gerste.
Nach dem Neubeginn in Einbeck wurde auch die Züchtung von Weizen und Gerste wieder aufgenommen. Dazu pachtete KWS im Jahre 1951 den landwirtschaftlichen Betrieb in Wetze mit 200 Hektar.
Die Getreidezüchtung wurde kontinuierlich verstärkt: 1964 übernahm KWS das Unternehmen Saatzucht Heine und verschmolz es mit der Peragis zum neuen Tochterunternehmen Heine-Peragis. 1968 übernahm KWS mit der Lochow-Petkus GmbH das größte deutsche Getreidezüchtungsunternehmen. Kurz darauf kaufte die Lochow-Petkus GmbH die Heine-Peragis, um die Züchtungsaktivitäten unter einem Dach zusammenzuführen, wobei Wetze als zentraler Standort für die Gersten- und Weizenzüchtung erhalten blieb.
Grund hierfür waren auch die besseren Böden als in der Umgebung der Lochow-Petkus-Zentrale in der Heide, dem Hauptstandort für die Züchtung von Roggen und auch von Hafer, der zu der Zeit noch eine große Bedeutung hatte. Wetze entwickelt sich in der Folge zu einer bedeutenden Station im globalen Getreide-Stationsnetzwerk.
Weizen und Gerste werden in Wetze, in direkter Nachbarschaft zum KWS Blockhaus und zur KWS Landwirtschaft, nach wie vor gezüchtet. Klaus Brunckhorst und Jörg Großer, mittlerweile pensioniert, haben als Züchter das Profil des Standorts geprägt und maßgeblich zum Erfolg der Getreidezüchtung vor Ort beigetragen. Hiervon zeugen Sortennamen bei der Gerste wie Lomerit, KWS Meridian, KWS Kosmos sowie beim Weizen wie Bussard, Dekan und Cubus.
Das Team
Wetze ist und bleibt für KWS Getreide der Hauptzuchtstandort für Weizen und Gerste in Deutschland – auch nachdem Erhard Ebmeyer vom Standort Wohlde die Leitung von Klaus Brunckhorst übernommen hat. Heute setzen Nina Pfeiffer, die das deutsche Winterweizenprogramm betreut, Reiner Bothe mit dem Sommerweizenprogramm und Anja Maasberg in der Gerstenzüchtung mit ihren Teams die Erfolgsgeschichte fort. Im Jahre 2016 kam mit der Züchtung von Hybridwintergerste unter der Leitung von Volker Marwede ein neues Zuchtprogramm hinzu. Das Ziel ist, Hybridsorten für die Futtergersten- und Braugerstenmärkte in Europa zu entwickeln.
Neu- und Umbau optimiert Arbeitsabläufe
In den letzten Jahren hat sich die Station deutlich verändert. Ein Meilenstein war die Umsetzung des Masterplans I mit Neu- und Umbau von Gewächshaus, Lagerflächen, einer Werkstatt, Arbeits-, Labor- und Sozialräumen. Es ging jedoch nicht nur darum, die Kapazitäten zu erweitern. Die Stationsleitung unter Thorsten Bielfeldt und Martin Schneider optimierte Arbeitsabläufe und Wege, die sich in der neuen Gebäudestruktur bei den Arbeits- und Aufbereitungsräumen wiederfinden.
Ferner verfügt Wetze über einen kompletten Maschinenpark für alle anfallenden Arbeiten: Drillen, Druschtechnik, Düngerstreuer und Pflanzenschutzspritzen, Kleingeräte für die Bodenbearbeitung und natürlich Schlepper.
Die Station in den 50er-Jahren
Gut ausgestattet: Kompletter Maschinenpark für alle Arbeiten
2,51 Hektar Stationsfläche, 192 Hektar Zuchtgartenfläche
Aktuell beträgt die Stationsfläche – KWS pachtet das Gelände von der Klosterkammer Hannover – 2,51 Hektar und beinhaltet ein 700 Quadratmeter großes Gewächshaus, darüber hinaus auch Lagerflächen für Saatgut und Technik, eine Trocknungsanlage, Büro- und Sozialräume, Labore und Arbeitsräume sowie eine Werkstatt. Am Standort sind aktuell 37 Mitarbeiter beschäftigt, davon fünf Züchter. Ferner werden am Standort (gegenwärtig neun) Agrartechnische Assistenten und Pflanzentechnologen ausgebildet. Zur Ernte unterstützen Saisonkräfte die Station.
Die von der Station bewirtschafteten Flächen im Leinetal sind zu hundert Prozent von Landwirten aus der Umgebung sowie von der KWS Landwirtschaft angepachtet. Die Flächen sind durch fruchtbare Böden von durchschnittlich achtzig Bodenpunkten gekennzeichnet. Leider waren die Jahre 2018 und 2019, wie auch andernorts, durch ein starkes Niederschlagsdefizit gekennzeichnet: mit etwa 580 Millimetern lagen die Niederschläge fast 100 Millimeter unter dem langjährigen Mittel. 2020 beträgt die Zuchtgartenfläche 192 Hektar für die Kulturarten Winter- und Sommerweizen sowie Wintergerste. Vor sieben Jahren lag dieser Wert noch bei 140 Hektar, was die dynamische Entwicklung der Station Wetze unterstreicht.
Ziele der Gersten- und Weizenzüchtung
Das Wintergerstenprogramm ist ausgerichtet auf Züchtung ertragsstarker Sorten. Deren Stabilität wird durch ausgewogene Eigenschaften wie Winterhärte, Standfestigkeit, Resistenzen gegen pilzliche Erreger und Virosen sowie gute Kornqualität gewährleistet.
Das KWS Winterweizenprogramm ist auf ertragsbetonte Sorten mit abgerundeter Agronomie und ausgewogenen Resistenzprofilen über alle Qualitätsgruppen ausgerichtet. Erst im März hat das Bundessortenamt vier neue KWS Sorten in den Qualitätsgruppen A, B und C zugelassen, von denen drei die ertragsstärksten neu zugelassenen Liniensorten sind. Somit stellen Leistungsprüfungen und der Beobachtungsanbau Schwerpunkte der Aktivitäten dar.
Ferner stehen Neuzüchtungen der Gerste und etwa achtzig Prozent des jungen Materials im Weizen ebenfalls in Wetze. In größerem Umfang kümmert sich das Team um Vorstufenvermehrung und um die Erhaltungszüchtung, inklusive des nicht unbeträchtlichen Aufwands für Flächenbereinigung. Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf Sortendemonstrationen.
▶Nina Pfeiffer erklärt das deutsche Winterweizenprogramm
Aufbereitung und Bearbeitung vor Ort
In Wetze erfolgt ebenfalls die Saatgutaufbereitung und weitere Saatgutbearbeitung. Die leistungsfähige Trocknung kann zeitgleich sechzig Trocknungskisten aufnehmen und das Material in zwölf Stunden von etwa 17 Prozent Feuchtigkeit auf unter 14 Prozent trocknen. Sie arbeitet dabei mit einem 65 Kilowatt starken Gebläse über einen Unterflurkanal.
Die Saatgutaufbereitungsmaschine Petkus-Gigant reinigt etwa zwei Tonnen Saatgut pro Stunde, und es kann, mit annähernd gleicher Leistung, in direkter Nachbarschaft Saatgut gebeizt werden.In den Laboren und Arbeitsräumen untersucht das Team die Qualität. Dies umfasst Siebsortierung, Tausendkorngewicht, Messungen zum Proteingehalt und zur Proteinqualität, Fallzahlbestimmungen und weitere Untersuchungen zur Teigeigenschaft.
Mottenproblem gelöst
Ein großes Problem am Standort Wetze waren bis vor Kurzem Lagerschädlinge, vor allem Motten. Eine effiziente und umweltschonende Lösung gelang mit wiederverschließbaren Plastikbehältern für die zu lagernden Saatgutproben. Motten können sich hier nicht weiter vermehren. Für die Langzeitlagerung von Saatgut werden zusätzlich externe Kühllager verwendet.Der Masterplan I stellt keinen Endpunkt der Stationsentwicklung dar. In der Schublade liegen bereits die nächsten Pläne, um die Kapazitäten der Station zu erweitern. |
Kontakt:
Stefan Eggestein
stefan.eggestein@kws.com
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