Strategie

Sustainability

KWS Nachhaltigkeitsinitiative 2030

Nachhaltigkeit mit Leben füllen

Mit unserer Nachhaltigkeitsinitiative 2030 haben wir unseren Fahrplan mit messbaren Zielsetzungen vorgestellt. Auf den nächsten zwei Seiten beschreiben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, worin ihr Beitrag zur Erreichung dieser Ziele liegt.

Forschung und Entwicklung, Strategie, Customer Management und Risikomanagement: Sie alle waren daran beteiligt, unsere Kategorien und Meilensteine für die Nachhaltigkeitsinitiative 2030 zu definieren. Diverse Arbeitsgruppen und Stakeholder kamen dafür zusammen und haben sechs Ziele erarbeitet, die uns bis 2030 und darüber hinaus begleiten werden (siehe Infobox). Bereits heute arbeiten viele Kolleginnen und Kollegen an ganz unterschiedlichen Projekten, die alle einen wichtigen Beitrag zum Erreichen dieser Ziele leisten.

Wie unser Weg zu mehr Nachhaltigkeit aussieht, beschreibt Marcel Agena (Manager Corporate Sustainability). Carsten Schramm (Leiter Baumanagement) informiert, wie nachhaltiges Bauen bei KWS in die Tat umgesetzt wird. Die Bedeutung unserer digitalen Lösungen für eine nachhaltigere Landwirtschaft erklärt Mark Bieri (Digital Farming Manager). Und Nina Behnke (Resistenzzüchterin Zuckerrüben) berichtet über die Entwicklung virusresistenter und -toleranter Rüben. |

Info

Die sechs Ziele unserer Nachhaltigkeitsinitiative

Produkt-Impact

Sicherung der Nahrungsmittelproduktion
  • Jährliche Ertragssteigerung um 1,5 % für Land­wirte durch Fortschritte in der Pflanzenzüchtung und
  • Einsatz von digitalen Lösungen auf >6 Mio. ha
Minimierung des Ressourceneinsatzes
  • Investition von >30 % des F&E-Budgets p. a. in die Reduzierung des Ressourceneinsatzes
  • Eignung von >25 % der KWS Sorten für den Anbau unter geringem Ressourceneinsatz
Steigerung der Sortenvielfalt
  • Erhöhung der Anzahl an Kulturarten mit gezielten Züchtungsprogrammen von 24 auf 27
Unterstützung einer nachhaltigen Ernährung
  • >40 % der KWS Sorten für die direkte Verwendung in der menschlichen Ernährung geeignet

Corporate Responsibility

Verbesserung des ökologischen Fußabdrucks
  • Reduktion der Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2030 um 50 %; Realisierung des Netto-Null-Ziels bis 2050
  • Einführung von Score Cards
Stärkung des sozialen Engagements
  • Mind. 1 % EBIT p. a. in weltweite Sozialprojekte
  • Verbesserung der Mitarbeiterbindung
  • Senkung der Zahl der Arbeitsunfälle / Krankheitsrate

Corporate Sustainability

„Nachhaltigkeit ist kein Zustand, sondern ein immerwährender Prozess“

Was ist eigentlich Nachhaltigkeit? Viele sehen darin ein anderes Wort für „umweltfreundlich“. Aber das ist nur ein Teilaspekt. Per Definition ist Nachhaltigkeit eine Verhaltensweise, welche sowohl unsere Bedürfnisse der Gegenwart als auch die Bedürfnisse zukünftiger Generationen berücksichtigt. Dabei spielen ökologische, ökonomische und soziale Verhaltensweisen gleichermaßen eine Rolle.

Nachhaltiges Handeln und finanzieller Erfolg sind keine Gegensätze, im Gegenteil: Nachhaltige Entscheidungen sind der Weg zu langfristigem wirtschaftlichen Erfolg. Nachhaltigkeit ist eine Denkart, bei der ökologische, ökonomische und soziale Belange gegeneinander abgewogen werden und die gleiche Wertigkeit besitzen. Diese Art zu denken muss ein Aspekt unserer Unternehmenskultur sein und sollte von uns allen angewandt werden.

In meiner beruflichen Rolle verfolge ich das Ziel, ein Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu schaffen. Ich stehe immer bereit, Fragen zu beantworten und Projekte zu unterstützen. Wir können unsere Ambitionen für Nachhaltigkeit bei KWS nur erreichen, wenn jede und jeder Einzelne mitmacht und wir in den nächsten Monaten und Jahren fortwährend nachhaltige Entscheidungen treffen – und auch offen mit Misserfolgen umgehen.

Mit der Nachhaltigkeitsinitiative 2030 hat KWS in diesem Jahr einen wichtigen Schritt getan und sich selbst klare und ambitionierte Ziele gesetzt. Wir haben uns hiermit viel vorgenommen und werden dies auch über 2030 hinaus tun. Denn:

Nachhaltigkeit ist kein Zustand, sondern ein immerwährender Prozess. |

Marcel Agena
Manager Corporate Sustainability


Bauen

Potenzial für Leuchtturmprojekte

Unser neuer Elitespeicher in Einbeck soll nach finaler Baufreigabe ein Paradebeispiel werden, wohin die Reise im nachhaltigen Bauen bei KWS geht: Er wird einen Energieverbrauch von nur vierzig Prozent im Vergleich zu einem Standardgebäude haben, und neu ist auch seine nachhaltige Bauweise: Wir verwenden möglichst nur Baustoffe, die in der Herstellung CO2-arm sind und nach einem Abriss wiederverwertbar sein werden. Außerdem nutzen wir Sonnenlicht für die Stromerzeugung: Wenn unsere Fotovoltaikanlagen einen Energieüberschuss erzielen, können wir ihn sogar in unseren unternehmenseigenen Hochspannungsring einspeisen. Auch Wärmerückgewinnungsanlagen wollen wir in allen Bereichen nutzen, um sowohl aus den Prozessen als auch aus der Raumluft die Energie wiederzuverwenden. Regenwasser für die Toiletten zu verwerten ist im Elitespeicher aus Kostengründen nicht geplant – wohl aber in anderen Projekten.

Der Elitespeicher ist mit einem Volumen von 30 Millionen Euro unser aktuell größtes Neubauprojekt, aber unser Team ist an allen Planungen unserer globalen Gesellschaften beteiligt. Derzeit haben wir zehn Projekte in Vorplanung. Den Nachhaltigkeitsgedanken wollen wir auch in Länder hineintragen, in denen das Thema noch nicht so weit verbreitet ist. So könnten unsere Bauten mancherorts sogar zu Leuchtturmprojekten werden.

Natürlich sind uns dabei Grenzen gesetzt. Die Industrie muss sich erst auf die gestiegene Nachfrage nach nachhaltigen Baustoffen einstellen. Holz hat Grenzen in der Statik, und ein Gewächshaus ist aufgrund seiner speziellen Anforderungen trotz aller Bemühungen kein Musterschüler der Energieeffizienz. Auch auf Bestandsgebäude können wir wegen des Brandschutzes nicht einfach Fotovoltaikanlagen setzen. Bei Neubauten ist das anders: Beim Elitespeicher setzen wir mit grünen Dächern und grünen Fassaden einen natürlichen Brandschutz ein.

Dieses Engagement ist definitiv teurer als ein Standardbau – wir sprechen von zwanzig Prozent Mehrkosten. Aber es rechnet sich trotzdem durch geringere Energie- und Unterhaltskosten. Dass wir das Thema ernst nehmen, steckt bei uns aber quasi schon in der DNA: Nicht umsonst sind wir mit dem Slogan „Nachhaltigkeit beginnt beim Saatgut“ an den Start gegangen – das muss sich auch auf unsere Bauprojekte übertragen lassen. |

Carsten Schramm
Leiter Baumanagement


Digital Farming Solutions

„Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit stärker miteinander verbinden“

Mit digitalen Lösungen wollen wir ein Viertel mehr Ertrag ermöglichen, heißt es in unserer Nachhaltigkeitsinitiative 2030. Um dieses Ziel zu erreichen, helfen unsere digitalen Tools, derzeit vor allem durch Nutzung der digitalen Fernerkundung mit Satellitenbildern. Damit können wir die Anbaubedingungen auf einem landwirtschaftlichen Betrieb über die ganze Wachstumsperiode begleiten: Wir helfen zum Beispiel bei der standortbezogenen Wahl der Sorte und der Aussaatstärke oder der Optimierung des Erntetermins. Mit unseren Digital Farming Solutions können wir dabei jeden Quadratmeter eines Schlags individuell betrachten.

Traditionell ging das nicht: Wenn das Saatgut unsere Anlagen verließ, hatten wir nur noch geringe Kenntnis über dessen Verwendung und erst recht keinen Einfluss darauf. Und weil immer weniger Betriebe immer mehr Fläche bewirtschaften, gingen auch Erfahrungswerte verloren. Mit unseren digitalen Datenquellen wollen wir das volle Potenzial wieder nutzbar machen.

Die Landwirte nehmen unsere Digital Farming Solutions an, weil sie den Mehrwert erkennen: Ihre Erträge steigen, ihre Pflanzen werden vitaler und der Managementaufwand geringer.

Primär helfen unsere Tools also, dass Landwirte besser wirtschaften. Man kann Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit aber nicht voneinander trennen. Unsere digitalen Lösungen helfen zum Beispiel dabei, die Düngung an den tatsächlichen Bedarf anzupassen. Das spart nicht nur Stickstoff, sondern auch Zeit und Geld. Wir können einzelne Unkräuter erkennen und kommen so mit einem geringeren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln aus. Die definierte Aussaatstärke liefert mehr Biomasse innerhalb eines Schlags. Und letztlich können unsere Lösungen auch einen kleinen Beitrag dazu leisten, die Weltbevölkerung besser zu ernähren.

Weil wir bei KWS ein breites Produktportfolio haben, spielen Fruchtfolgeaspekte von jeher eine größere Rolle. Wir begleiten Betriebe über mehrere Jahre und versuchen dabei auch einen Beitrag zur Gesundheit und Ertragsfähigkeit des Bodens zu leisten. In diesem Bereich hat KWS mit neuen digitalen Lösungen ebenfalls noch viel Potenzial. |

Mark Bieri
Lead Digital Farming Solutions


Züchtung

Weniger Ressourceneinsatz durch resistente und tolerante Rüben

Indem wir Sorten entwickeln, die sich selbst gegen Krankheiten und Schädlinge schützen, können wir einen wichtigen Beitrag leisten, dass in der Landwirtschaft weniger chemische Pflanzenschutzmittel eingesetzt werden müssen. Ein aktuelles Beispiel bei Zuckerrüben ist die Entwicklung von Sorten, die gegen Vergilbungsviren geschützt sind. Diese Viren werden von Blattläusen übertragen und können den Ertrag um dreißig bis fünfzig Prozent reduzieren. Die bisherige Strategie der Landwirte lag darin, die Blattläuse mit chemischen Mitteln, sogenannten Neonicotinoiden, zu bekämpfen. So konnten keine Vergilbungsviren mehr übertragen werden. Mit dem Verbot der Neonicotinoide in der EU müssen alternative Lösungen gefunden werden, wobei die Züchtung eine wesentliche Rolle spielt. Wir wollen Zuckerrüben entwickeln, die trotz eines Befalls mit den Viren grün und vital bleiben und einen stabilen Ertrag liefern. Bei der Suche nach dem Merkmal „Virusresistenz und Virustoleranz“ werden wir Züchter schon mal zu Detektiven. Eine große Hilfe dabei sind uns vorangegangene Zuchtaktivitäten, die nach Einführung der Neonicotinoide zunächst nicht weiterverfolgt wurden. Wir konnten hier direkt im Elitespeicher gelagertes Saatgut für einen züchterischen Neustart nutzen. Aber auch in Wildrüben suchen wir nach neuen Resistenzquellen. Wir müssen zunächst verstehen, warum einige Wildrübenherkünfte oder auch nur einzelne Pflanzen resistent sind, um dann dieses gewünschte Merkmal in unsere Sorten über klassische Züchtungsschritte einzukreuzen. Die Entwicklung von virenresistenten und -toleranten Sorten ist eine echte Gemeinschaftsarbeit: Züchtung, Forschung, Phytopathologie, Saatguttechnologie und AgroService arbeiten Hand in Hand und es gibt noch viel zu tun, denn die Vergilbungsviren stellen eine echte Bedrohung für den Zuckerrübenanbau dar. Mit MARUSCHA KWS, der ersten vergilbungsvirustoleranten Spezialsorte von KWS, können wir für Landwirte in stark betroffenen Regionen einen Lösungsansatz anbieten. |

Nina Behnke
Resistenzzüchterin Zuckerrüben


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