Arbeit

Sorghum

Mit den ersten zehn Körnersorghum-Hybriden wird Vinícius Costa Almeida in Brasilien voraussichtlich früher auf dem Markt sein als geplant.

Sorghum in Südamerika

Vielversprechende Kulturpflanze

Im Jahr 2020 fiel bei KWS in Brasilien der Startschuss für ein neues Züchtungsprogramm für Körnersorghum. Sorghumzüchter Vinícius Costa Almeida erklärt, warum die neue Züchtung auf dem Markt wettbewerbsfähig sein wird und was er erreichen will.

Das weltweite Interesse an Sorghum wächst angesichts des Klimawandels, der zunehmenden Dürreperioden, des Wassermangels und der steigenden Kosten für die Bewässerung in den traditionellen Kulturen sowie aufgrund von fortschrittlichen Technologien wie Herbizidtoleranz. Das gilt insbesondere für Brasilien, wo die Sorghumanbaufläche seit 2014 Jahr für Jahr kontinuierlich gewachsen ist und im letzten Jahr stolze 1,1 Millionen Hektar erreichte. Körnersorghum hat in Brasilien einen Marktanteil von über achtzig Prozent und wird zunehmend in der heimischen Futtermittelindustrie und in geringem Maße für die Ethanolproduktion verwendet.

Dieser Trend ist auch in den Nachbarländern wie Bolivien zu beobachten. Hier ist die Anbaufläche von weniger als 100.000 Hektar im Jahr 2008 auf 500.000 Hektar im Jahr 2021 angestiegen. 87 Prozent entfallen dabei auf Körnersorghum. Im traditionellen Sorghummarkt Argentinien schließlich ist die Anbaufläche in den letzten drei Jahren von 570.000 Hektar auf 950.000 Hektar gestiegen. Auch hier liegt der Fokus auf Körnersorghum. Der größte Exporteur der drei Länder ist Argentinien, das nahezu fünfzig Prozent seiner Produktion exportiert. Der Durchschnittsertrag liegt in Brasilien bei 3,0 Tonnen pro Hektar, in Argentinien bei 4,4 Tonnen pro Hektar und in Bolivien bei 2,2 Tonnen pro Hektar.

In Brasilien wird Körnersorghum als Zweitfrucht in der Nebensaison (der sogenannten Safrinha) gesät, nachdem die Kulturart der Hauptsaison (der Safra) geerntet ist, und ist eine hervorragende Option für eine Fruchtfolge mit Soja. Das gilt insbesondere für die spätere Aussaat, denn diese ist für Mais – wirtschaftlich betrachtet – weniger interessant (siehe Grafik). Nach dem 15. Februar ist es sinnvoll, Sorghum anstelle von Mais zu säen, da Mais bei einer so späten Aussaat keine zufriedenstellenden und stabilen Erträge mehr liefern kann. Sorghum, das im Januar gesät wird, kann einem höheren Niederschlagsdruck ausgesetzt sein, was zu geringeren Erträgen führt. Sorghum, das im brasilianischen Sommer gesät wird, verringert die Probleme durch Insekten, Unkraut und Schädlinge.

Daten und Fakten

Entwicklung der Anbaufläche

2000

2010

2021

Europa755.473

501.179

530.000
Nordamerika3.126.6301.947.7702.509.300
Südamerika1.659.6441.810.2342.418.090
Zentralamerika2.161.4652.035.6281.470.127
Afrika20.778.42624.380.26528.122.100
Indien9.856.4007.787.2004.800.000
Australien622.267516.000530.000
Asien2.837.1422.059.2121.899.000
Summe41.797.44741.037.48842.278.617

Ertragsvergleich mit Mais

Neues Züchtungsprogramm

Im Jahr 2020 startete KWS auf der Station Sorriso in der Region Mato Grosso in Brasilien ein neues Sorghumzuchtprogramm. Der züchterische Schwerpunkt liegt auf Körnersorghum. KWS Brasilien ist dabei kein Neuling auf dem Sorghummarkt. Bereits im Jahr 2020 erreichte KWS mit drei lizenzierten Produkten einen Marktanteil von über 15 Prozent. Dabei handelt es sich um zwei Produkte im Körnersegment und ein Produkt für die Silage.

Die wichtigsten Zuchtziele des Programms sind rotkörnige Hybriden mit hoher Resistenz – vor allem gegen Anthrak­nose – sowie hervorragendem Ertragspotenzial. Eine frühe Reife ist ebenfalls ein wichtiges Merkmal, da sie Flexibilität bei der Aussaat bietet und eine risikofreie Aussaat auch im März ermöglicht.

Der brasilianische Sorghumzüchter Vinícius Costa Almeida sucht auch nach Resistenzen gegen die wichtigsten Schädlinge in Brasilien wie beispielsweise die wachsende Population von Zuckerrohrläusen. Die Blattlaus kann bis zu hundert Prozent der Ernte zerstören, wenn die Sorghumsorte nicht resistent ist. Die genetische Basis wird entsprechend der oben genannten Merkmale entwickelt. In den kommenden Jahren planen die Züchter die Ausweitung der Sortenversuche in die brasilianischen Regionen Maranhão, Tocantins, Piauí und Bahia, wo die Schädlinge hauptsächlich auftreten. Dort ist Sorghum angesichts der Wetterbedingungen eine der vielversprechendsten Kulturpflanzen.

„Sorghum spielt auf dem brasilianischen Markt eine wichtige Rolle, da es preislich wettbewerbsfähig ist, zum Beispiel im Vergleich zu Mais. Die Landwirte investieren heute mehr in agrarwissenschaftliche Verfahren, Krankheitsbekämpfung und Hybrid­saat­gut mit hohem Ertragspotenzial“, sagt Vinícius Costa Almeida. „Unser Ziel ist es, im Jahr 2025 unserem Verkaufsteam hundert Prozent KWS Hybriden zu bieten und eine größere Rolle auf dem brasilianischen Markt zu spielen.“

Schneller am Markt als geplant

Um dies zu erreichen, nutzt sein Zuchtprogramm zwei Zuchtgärten: einen für den Sommer in Uberlândia mitten in der brasilianischen Sorghumregion, und einen für den Winter in Petrolina, wo drei Ernten im Jahr möglich sind. Dieses Tempo soll dafür sorgen, dass KWS so schnell wie möglich mit eigenem KWS Sorghum auf den Markt kommt.

Das Zuchtprogramm ermöglicht es außerdem, den Anforderungen des bolivianischen Marktes zu entsprechen. Denn leider gebe es in Argentinien andere Anforderungen an den Gerbstoffgehalt (Tannin) des Korns als in Bolivien oder Brasilien, und diese seien noch nicht im Zuchtprogramm integriert, berichtet Vinícius Costa Almeida.

„Die ersten zehn in Brasilien entwickelten Hybriden werden noch in diesem Jahr für die Registrierung angemeldet“, sagt er. „So können wir noch früher auf dem Markt sein, als wir das intern anvisiert haben.“ |

Fakten und Zahlen

Sorghum in Europa

Sorghum gehört seit 2007 zum Portfolio der KWS. Damals kon­zen­trierte sich die Züchtung auf den hohen Biomassetyp, um den wachsenden Biogasmarkt in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu bedienen. Die Zuchtziele waren hohe Trockenmasseerträge, frühe Reifung, Kältetoleranz und gute Standfestigkeit.

Die C4-Pflanze mit hoher Trockentoleranz ist weltweit vor allem als Körnergetreide bekannt und die fünfthäufigste Getreideart der Welt. Dies war eines der Argumente, warum KWS 2013 ein neues europäisches Züchtungsprogramm für Körnersorghum mit dem Fokus auf Frühreife, Trockentoleranz und natürlich hohe Ertragsstabilität gestartet hat. Die Hauptregionen für die europäische Züchtung von Sorghum sind Südeuropa, Südosteuropa und Osteuropa.

In Europa wird Sorghum hauptsächlich als Tierfutter verwendet. Auf anderen Kontinenten der Welt zeigt Sorghum seine Vielseitigkeit vor allem in der menschlichen Ernährung (Afrika und Asien), in der Ethanolproduktion (USA oder Südamerika) und in vielen anderen Bereichen wie Heimtiernahrung, Brauindustrie, Alkoholproduktion (Whisky, Wodka, Baijiu), Sirup und Farbstoffe.

Mehr zum Thema Sorghum demnächst in der „World of Farming“. |


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