Vorstandswechsel
„Léon Broers übergibt ein gut bestelltes Feld“
Forschung und Züchtung gehören zukünftig zum Ressort von Felix Büchting. Im Interview verrät er, weshalb er damit bekanntes Terrain betritt. Sein Vorgänger Léon Broers erläutert, wie KWS in der Forschung auch zukünftig an der Spitze agiert und welche Rolle dabei die Internationalisierung spielt. Außerdem: Der Generationswechsel in Aufsichtsrat und Vorstand auf einen Blick.
Herr Büchting, zu Ihrem bisherigen Vorstandsressort gehörten die Bereiche Getreide, Personal und Landwirtschaft. Sind Forschung und Entwicklung für Sie ein neues Terrain?
FxB: Im Gegenteil, mein Studium hatte einen klaren Fokus auf die Pflanzenzüchtung: Ich habe Agrarbiologie in Hohenheim studiert und im Bereich Züchtung promoviert. Seitdem habe ich die Entwicklungen in der Pflanzenzüchtung mit Interesse verfolgt. Durch meinen bisherigen beruflichen Werdegang und natürlich auch die Verantwortung im Vorstand habe ich ein klares Verständnis dafür bekommen, wie alle Bereiche eines Unternehmens ineinandergreifen und wie die Kolleginnen und Kollegen zum Erfolg unseres Unternehmens beitragen, jeder auf seine Art und Weise. Nun freue mich sehr darauf, die Verantwortung für die Forschung und Entwicklung zu übernehmen. Léon Broers übergibt ein sehr gut bestelltes Feld: Er hat die moderne Pflanzenzüchtung bei KWS in den vergangenen 15 Jahren mit Nachdruck vorangetrieben. Rund 500 Sortenzulassungen im letzten Geschäftsjahr sind nur eines der beeindruckenden Ergebnisse. Außerdem haben wir eine gut gefüllte Produktpipeline, die die Basis für den Erfolg der kommenden Jahre sein wird. Nicht zuletzt hat Léon Broers die Neuorganisation des Bereichs Forschung und Entwicklung auf den Weg gebracht und damit wichtige Weichen für die Zukunft gestellt.
Herr Broers, das ist wirklich eine große Leistung. Verraten Sie uns Ihr Erfolgsrezept?
LB: Mein Erfolgsrezept lautet: gute Leute und harte Arbeit! Ich war Handballtorwart in der niederländischen Bundesliga und Jugendnationalmannschaft. Da wurde schnell klar: Erfolg kann man nur im Team erreichen. Ich wusste immer, wo ich die Leute hinstellen muss, damit wir als Mannschaft das beste Ergebnis erreichen. Diese Erkenntnis aus dem Sport habe ich mit in den Job genommen. Wichtig sind mir auch Diskurs und ehrlicher Austausch. Du musst Leute um dich sammeln, die anders sind als du und nicht nur wiederholen, was du sagst. Das ist nicht immer einfach, aber nur das bringt einen weiter. Erfolg gehört einem also nicht allein, denn es ist ein Erfolg aller Beteiligten, in diesem Fall sind es die Kolleginnen und Kollegen aus der Forschung und Entwicklung, denen ich zu ihrer guten Arbeit gratulieren möchte.
Was ist wichtig, damit KWS weiter in der „Champions League“ spielt, wie Sie bei der Betriebsversammlung in Einbeck Anfang November sagten?
LB: Es ist wichtig, dass sich KWS in der Forschung und Entwicklung weiter auf internationaler Ebene bewegt und mit den besten Wissenschaftlern weltweit in engem Kontakt ist. So bleiben wir am Puls der Zeit und es finden auch immer mehr Talente aus unterschiedlichsten Ländern den Weg zu uns. Diese Vielfalt ist von unschätzbarem Wert. Der Aufbau des KWS Gateway Research Centers in St. Louis markiert für mich dabei einen wichtigen Meilenstein. Des Weiteren müssen wir uns mit der ganzen Bandbreite an Züchtungsmethoden intensiv beschäftigen und mit den sehr dynamischen Einwicklungen Schritt halten. Darüber hinaus ist es wichtig, dass wir in Forschung und Entwicklung eine Kultur leben, die es allen Kolleginnen und Kollegen ermöglicht, sich mit eigenen Ideen einzubringen. Dabei sind Fehler erlaubt und das Geben und Nehmen von Feedback gehört auch dazu. So entsteht eine offene Atmosphäre der Kreativität, des Vertrauens und so kommen wir gemeinsam zu einem Resultat – und darauf kommt es an! Das Motto der neuen Organisationsstruktur von Forschung und Entwicklung fasst dies am besten zusammen: „Joint Responsibility“ – gemeinsame Verantwortung.
Herr Büchting, bitte skizzieren Sie das aktuelle Umfeld, in dem sich KWS als Pflanzenzüchtungsunternehmen bewegt.
FxB: Die Landwirtschaft steht in den kommenden Jahren und Jahrzehnten vor großen Herausforderungen: Eine wachsende Weltbevölkerung benötigt ausreichend Lebensmittel in guter Qualität. Die weltweite Anbaufläche bleibt jedoch annähernd gleich. Pro Kopf steht also immer weniger landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung. Dies bedeutet, dass der Ertrag pro Hektar steigen muss, wenn alle Menschen genug zu essen haben sollen. Die Gesellschaft fordert verstärkt eine nachhaltige Landwirtschaft, die auch notwendig ist, wenn wir die Ressourcen unseres Planeten für die kommenden Generationen erhalten wollen. Der Green Deal und die Farm-to-Fork-Strategie der EU sind Antworten auf diese Forderungen: Es sollen unter anderem weniger chemische Pflanzenschutzmittel und Dünger eingesetzt werden und die Biodiversität auf den Feldern soll erhalten bleiben.
Felix Büchting (links) und Léon Broers sind sich einig, dass das Bewusstsein für eine gemeinsame Verantwortung in der Forschung und Entwicklung zum Erfolg führt.
Was bedeutet das für KWS?
FxB: Dieses Umfeld bedeutet für KWS Verantwortung und Chance zugleich: Verantwortung, weil wir mit der Bereitstellung des Saatguts am Beginn der landwirtschaftlichen Wertschöpfungskette stehen und damit zur Versorgung der Menschen mit Lebensmitteln beitragen. Ich sehe aber auch die große Chance, dass wir als Saatgutspezialist mit unseren Sorten und Dienstleistungen relevante Lösungen für die gerade genannten Herausforderungen liefern können. Es ist unsere Aufgabe, leistungsstarke Sorten zu entwickeln, die die Erträge pro Hektar sichern, die resistent sind gegen Schädlinge und Krankheiten oder tolerant gegen Trockenstress und die Nährstoffe effizient aufnehmen. Mit unserem breiten Portfolio bereichern wir die Fruchtfolge und sorgen für mehr Diversität auf dem Acker. Hier wollen wir uns künftig noch breiter aufstellen. Gleichzeitig entwickeln wir Saatgutbehandlungen auf biologischer Basis, die den Feldaufgang verbessern. Und nicht zuletzt wächst unser Angebot an digitalen Tools, die den Landwirt dabei unterstützen, mit unseren Sorten ein gutes Ergebnis zu erzielen. Sie sehen: Die Zukunft bietet viele Chancen für uns als Pflanzenzüchter!
Herr Broers, warum sollte sich ein angehender Züchter oder Forscher für KWS interessieren?
LB: Das in 165 Jahren gewachsene Wertegerüst von KWS ist ideal für Forscher und Züchter. Hierin liegt in meinen Augen das wahre Erfolgsgeheimnis von KWS. Beispielsweise gewährt uns die Unabhängigkeit die nötige Freiheit in der Forschung. Der Weitblick sorgt für Kontinuität und einen langen Atem, ohne den viele Projekte zum Scheitern verurteilt wären. Aber es gibt weitere Argumente. Unsere technische Ausstattung ist „state of the art“ und wird laufend modernisiert und erweitert: So lagen die Aufwendungen für F&E im letzten Geschäftsjahr bei mehr als 250 Millionen Euro. Last, but not least: Unsere Produkte ergeben einen wirklichen Sinn für die Menschen. Wir tragen eine Verantwortung, eine nachhaltige Landwirtschaft mitzugestalten, und indirekt tragen wir zu Ernährungssicherheit bei. Also ich kann jedem Absolventen nur raten: Schaut euch KWS an!
Forschung und Entwicklung sollen weiterwachsen und die gewünschten Ergebnisse liefern. Wie kann eine derart große Organisation gesteuert werden?
FxB: Die in den vorangegangenen Ausgaben der KWSintern beschriebene Neuorganisation von Forschung und Entwicklung liefert bereits die Antwort. Mehr als 2.000 Kolleginnen und Kollegen arbeiten derzeit weltweit im Bereich F&E. Eine so große Organisation braucht ein Führungsteam, das sowohl Kontinuität gewährleistet als auch neue Ideen von außen mitbringt: Das ausgezeichnet besetzte R&D Leadership Team wird diese Funktion übernehmen. Wir müssen aber auch die von Léon Broers beschriebene Arbeitskultur, das Bewusstsein für eine gemeinsame Verantwortung, stärken und neue Kolleginnen und Kollegen damit vertraut machen. Die Begeisterung für Neues, die Bereitschaft, immer wieder neue Wege einzuschlagen, und das Streben nach der richtigen Lösung – all dies hat mich bei meinen bisherigen Gesprächen mit den Kolleginnen und Kollegen beeindruckt und stimmt mich zuversichtlich, dass wir als starkes F&E-Team für die kommenden Aufgaben bestens gerüstet sind. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit!
Herr Broers, Sie verlassen den Vorstand, bleiben aber KWS erhalten. Was sind Ihre Pläne für die kommenden Jahre?
LB: Zunächst möchte ich mich bei allen Kolleginnen und Kollegen in der Forschung und Entwicklung für die großartige Zeit bedanken, die sie mir geschenkt haben. Ich habe viele wunderbare Menschen bei KWS kennengelernt und kann kaum glauben, wie schnell die Zeit vergangen ist. Ich konnte viele spannende Projekte begleiten, eine Aufzählung würde hier den Rahmen sicherlich sprengen. Ich freue mich daher umso mehr, dass ich der KWS noch eine Zeit lang erhalten bleibe und zusammen mit Paul Degreef unsere jüngste Business Unit Gemüse leiten werde. Ich habe bereits mit Paul zusammen bei Nunhems die Züchtung in Europa geleitet, von daher heißt es für mich „back to the roots“ und ich sage nicht „adieu“, sondern „tot ziens“ – bis bald! |
In zwei Schritten
Übergabe des Aufsichtsratsvorsitzes
Ende 2022
Andreas J. Büchting wird die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden der KWS SAAT SE & Co. KGaA und der KWS SE zur Hauptversammlung am 6.12.2022 turnusgemäß niederlegen.
Für den Zeitraum vom 6.12.2022 bis zum 31.12.2024 ist vorgesehen, dass der ehemalige Vorstandssprecher Philip von dem Bussche die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden übernimmt.
ab 1. Januar 2025
Zum 1.1.2025 ist vorgesehen, dass Hagen Duenbostel die Funktion des Aufsichtsratsvorsitzenden übernimmt. Ab Ende 2022 Eintritt in eine zweijährige „Cooling-off-Phase“, Übernahme von Verwaltungsratsmandaten bis Ende 2024.
Veränderungen 2022 und 2023
Generationswechsel im Vorstand der KWS SE*: Besetzung und Ressortverteilung
ab 1. Januar 2022
ab 1. Januar 2023
© KWS SAAT SE & Co. KGaA 2025