Arbeit

Zuckerrüben

SEAD-App

Eine Idee
geht global

Die Daten von jährlich mehr als tausend Zuckerrübenproben musste Ariane Knauth von Hand ordnen. Diesen zeit- und fehleranfälligen Prozess wollte sie ändern. Das Ergebnis, die SEAD-App, ist jetzt international im Einsatz.

Die Landkarte hinter Ariane Knauth zeigt die Daten aus der SEAD-App nach positiven Befunden sortiert.

Was steht da auf dem Begleitzettel dieser Probe? Von welchem Feld stammt sie überhaupt? Und gehören dazu die Fotos aus der Mail von gestern? Ariane Knauth ist ratlos. Dabei sind die Daten so wertvoll: Seit 2001 sammelt unser Außendienst verschiedene Pflanzen- und Boden­proben in allen Anbauregionen für Zuckerrüben in Deutschland und Österreich. Sie geben Aufschluss da­rü­ber, mit welcher Dynamik sich Schädlinge und Krankheiten ausbreiten.

Bisher gingen die Proben mit einem per Hand ausgefüllten Begleitzettel ins Labor nach Einbeck. Die Geokoordinaten des zugehörigen Feldes las der Außendienst vom Navigationsgerät ab oder schickte den Standort über Whatsapp.

Zuletzt musste Ariane Knauth die Infos dann einander zuordnen und in Excel eintragen. „Wenn ein Berater aber zehn bis fünfzehn Kundentermine am Tag hatte, kam viel durcheinander“, sagt die Fachwirtin für Büro- und Projektorganisation rückblickend. Ihr blieb nichts anderes übrig, als sich mit den Beratungsstellenleiterinnen und Beratungsstellenleitern hinzusetzen und deren Infos gemeinsam zu ordnen. „Da gingen Stunden dahin.“

Von analog zu App

Das musste doch besser gehen. Nur wie? „Ich ging einfach drauflos“, sagt Ariane Knauth heute. Zuerst fragte sie 2018 ihren Chef nach einem Budget. Dann suchte sie Rat bei ihrem CRM-Kollegen Ingo Schröder – der Weg schräg über den Flur war kurz. Das CRM-Team (Customer Relationship Management) verwaltet und pflegt alle Kundendaten. Mit dem Wissen über die Kundendaten wandte sich Ariane Knauth an Global IT, denn diese Daten wollte sie mit den Informationen zu einer Probe verknüpfen. Dort wiederum vermittelte Julita Emersleben einen passenden Dienstleister, dem Ariane Knauth dann schilderte, was sie mindestens benötigte: „Ich brauchte eine Probebezeichnung, die einem Kunden zugeordnet werden kann, und ich wollte die genauen Koordinaten haben von der Fläche, auf der die Probe gezogen wurde.“

Schnell und genau: Statt auf Handzetteln sammelt der Außendienst jetzt alle Daten, Fotos und Koordinaten in der SEAD-App.

Vorteile auch für den Außendienst

Gar kein Problem, versprachen die Entwickler. Und tatsächlich: Nur eine Woche später hatte Ariane Knauth auf dem Smartphone die erste Version der App SEAD (Sample Evaluation and Documentation, deutsch: Probenauswertung und Dokumentation). Statt per Hand auf einen Begleitzettel zu schreiben, nutzt der Außendienst jetzt das Smartphone. Die Geokoordinaten werden automatisch von dem Standort der Probenahme erfasst und Fotos werden ebenso direkt einer Probe zugeordnet.

Die SEAD-App macht es auch für den Außendienst attraktiver, Proben zu sammeln. „Ja, ich wollte die Daten. Aber ich wollte auch, dass der Außendienst leichtere Arbeit hat.“ Ein weiterer Vorteil: Die Ergebnisse der Proben können unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Kundengesprächen selbst abrufen und für die Beratung nutzen. Die App hält dafür eine Datendarstellung auf einer Landkarte bereit, die sich nach Regionen und positiven Befunden sortieren lässt.

SEAD-App ist jetzt international im Einsatz

Ariane Knauth ist begeistert von der App. „In erster Linie gibt sie mir Sicherheit, dass wir unsere Daten sauber erfassen. Das Fehlerpotenzial ist unglaublich gering. Und die Möglichkeiten sind enorm.“ In einem nächsten Schritt soll das Labor miteingebunden werden, das eine andere Darstellung der Daten braucht.

Aktuell begleitet Ariane Knauth den internationalen Roll-out der App. In diesem Jahr starteten die ersten Länder, 2022 sollen dann alle damit arbeiten können, die ihre Zucker­rüben­proben nach Einbeck schicken. Die Business Unit Getreide hat die App ebenfalls adaptiert, beim Mais hat Ariane Knauth das digitale Hilfsmittel vorgestellt.

Und damit nicht genug: Die SEAD-App war auch Grundlage für eine Anwendung, die Zettel auch in der Bonitur überflüssig macht – eine weitere Idee von Ariane Knauth, die sich als „Freundin des papierlosen Büros“ bezeichnet. Durch ihr Engagement und die gewonnene Zeit hat sich die Büro- und Projektorganisatorin selbst eine neue Aufgabe geschaffen und unser Motto „Make yourself grow“ mit Leben erfüllt: „Ich habe mich gewissermaßen zu einer Projektkoordinatorin entwickelt.“ |

Drei Fragen an Ernst von Stockhausen

„Daten von jetzt auf gleich sinnvoll nutzen“

Ernst von Stockhausen: Leiter AgroService Zuckerrüben Deutschland/Österreich

Foto: DH-Photo

Welchen Vorteil hat der Außendienst davon, die Probenergebnisse in der App parat zu haben?
Der Außendienst kann damit die Kompetenz der KWS in der Beratung noch mehr unter Beweis stellen. Landwirte profitieren davon, wenn sie viel genauer wissen, wie es bei ihnen auf dem Feld in Sachen Krankheiten oder Schädlingen aussieht. Mit der App können wir erhobene Daten von jetzt auf gleich sinnvoll nutzen. Unser Konzept, Landwirten standortangepasste Sorten zu empfehlen, gewinnt damit eine große Glaubwürdigkeit.

Wie profitieren Landwirte?
Der Außendienst hat zwei Ansichten der Daten: tabellarisch und auf einer Landkarte. Unsere Beraterinnen und Berater können also auch bei Nachbarschlägen schauen, ob positive Funde einer Krankheit aufgetreten sind. Sie haben damit Argumente für unsere standortangepassten Sorten, die den Landwirten mehr Ertrag und uns mehr Umsatz bringen. Ab 2022 planen wir außerdem eine Salesforce-Anbindung. Dann liegen die Daten in der Kundendatenbank vor und wir können es Landwirten ermöglichen, über myKWS auf ihre Probenergebnisse zuzugreifen. Es wäre sogar möglich, dass sie selbst Proben einreichen.

Welchen Nutzen hat die App für die Züchtung?
Valide Daten helfen bei der Entscheidung für neue Zuchtprogramme. Ein Beispiel: Wir haben in Teilen des deutschen Markts ein massives Problem mit der Zuckerrübenkrankheit SBR. Sie stellt den Zuckerrübenanbau regional vor sehr große Herausforderungen. Nach aktueller Einschätzung wird dieses Problem nur durch die Züchtung toleranter Sorten zu lösen sein. Mit der SEAD-App sind wir in der Lage, den Umfang und die Ausbreitungsgeschwindigkeit von Krankheiten schnell zu erkennen, und können entsprechend schnell zum Beispiel mit einem Zuchtprogramm reagieren. |


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