Tambogrande
Mais statt Mango
Vor zehn Jahren eröffneten wir in Peru eine neue Station. Was für die örtliche Bevölkerung seltsam anmutete, hatte für unsere Maiszüchtung praktische Gründe.
Gewächshaus ohne Glas: Im heißen peruanischen Sommer schützt nur ein Dach.
Mit Mais und Sonnenblumen lässt sich hier kein Geld verdienen – so dachten die Menschen im nordperuanischen Dorf Tambogrande, als KWS dort im Jahr 2013 landwirtschaftliche Flächen erwarb. „Die meisten Unternehmen bauen hier Mangos und Zitronen an“, sagt Gabriela Gutierrez, von Beginn an Leiterin der Station. „Dass wir Mais und Sonnenblumen für die Züchtung und nicht zum Verkaufen anbauen, mussten wir den Menschen erst erklären.“
Und das dauerte tatsächlich einige Zeit: „Mit Beginn der Arbeiten ab 2014 blieben die Arbeiterinnen und Arbeiter bis September bei uns und wechselten dann zwischen Oktober und Februar für die Mangoernte zu anderen Unternehmen.“ Schritt für Schritt gewann Gabriela Gutierrez aber das Vertrauen der Menschen und machte ihnen klar, dass sie Züchtungsmaterial das ganze Jahr über für KWS anpflanzen, pflegen, bestäuben, ernten und zurücksenden konnten – mit allen Vorteilen einer Festanstellung, die sie aus ihrem bisherigen Arbeitsleben gar nicht kannten.
Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 28
Größe: 77 Hektar
In Betrieb seit: 2013
Aktivitäten: Unterstützung der Forschung und Entwicklung
Kulturpflanzen: Mais (95 Prozent), Sonnenblumen (5 Prozent)
Drei Generationen pro Jahr
Dass die Arbeit hier im Norden Perus nicht ausgeht, liegt an den klimatischen Bedingungen. „Die Entscheidung für diese Region fiel deshalb, weil wir hier drei Generationen pro Jahr produzieren können“, sagt Gabriela Gutierrez. Im europäischen Winter – also dem peruanischen Sommer – liegen die Temperaturen bei heißen 27 bis 38 Grad Celsius. In dieser Hitze sind Rekombinationen für die normale Züchtung möglich. Der regnerische peruanische Herbst und der Winter mit milden Temperaturen zwischen 15 und 28 Grad wiederum sind ideal für die Züchtung von Doppelhaploiden (DH).
Und genau diese Züchtungsprogramme waren es, die Peru ins Blickfeld von KWS rückten: Für viele Jahre existierte im Nachbarland Chile der einzige Winterzuchtgarten für Mais. Die klimatischen Bedingungen erlauben die Züchtung von DH-Linien dort aber nur einmal pro Jahr im Winter. KWS brauchte also einen weiteren Standort – zumal die zwölf Hektar große Anbaufläche in Chile ausgereizt war.
In den zehn Jahren seit Bestehen ist die Station in Tambogrande mit 77 Hektar Anbaufläche nun zum wichtigsten Standort für die Doppelhaploid-Züchtung von KWS weltweit geworden. „Peru stellt mittlerweile fünfzig Prozent der DH-Maislinien“, sagt Gabriela Gutierrez – überwiegend für europäische Züchtungsprogramme aus Italien, Serbien, der Türkei, Deutschland, Rumänien und Frankreich, aber auch für den US- und den argentinischen Markt. Die anderen fünfzig Prozent verteilen sich auf Petrolina in Brasilien, die spanische Insel Gran Canaria und Chile.
In diesen zehn Jahren ist das Team auf 28 Angestellte und durchschnittlich 200 Saisonarbeitskräfte gewachsen, die Verwunderung vom Anfang längst der Identifikation mit KWS gewichen. „Viele Mitarbeitende sind jetzt seit sechs, sieben, acht Jahren dabei.“ Diese Loyalität und die damit gesammelte Erfahrung, sagt Gabriela Gutierrez, seien für die Station sehr wichtig. |
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