El Porvenir/Rancagua (Chile)
Sommer im Winter
Hundert Jahre nach der Gründung von KWS entstand 1956 in Rancagua unser erster Vertriebsstandort in Chile. 1985 wurde daraus unser erster und zunächst einziger Mais-Winterzuchtgarten.
Im europäischen Winter wird Saatgut in Chile weitergezüchtet – dort ist dann Sommer.
Nur keine Zeit verlieren – diesen Wunsch hegten in den Achtzigerjahren alle Züchtungsunternehmen. Denn während der kalten Jahreszeit verstrichen wertvolle Monate bis zur nächsten Aussaat auf heimischen Versuchsfeldern. „Die Unternehmen suchten nach Möglichkeiten, um ihre Züchtung auch im Winter fortzuführen und Saatgut zu produzieren“, sagt Marcos Tapia, der als Regional Manager unsere Züchtungsdienstleistungen in Chile (Rancagua), Argentinien und Peru koordiniert.
Erste Überlegungen führten KWS nach Florida und Argentinien, aber diese Standorte stellten sich für Züchtungsmaterial, das früher im Jahr reift, als nicht geeignet heraus. Weil seit 1956 aber schon Vertriebsaktivitäten für Zuckerrübensaatgut auf der früheren Farm El Porvenir bei Rancagua bestanden, prüften die Maiszüchter, inwieweit sich der Standort als Winterzuchtgarten eignen würde.
Winterzuchtgarten für Mais und Zuckerrüben
„Am Anfang betrug die genutzte Fläche vielleicht einen Hektar“, sagt Marcos Tapia über die ersten Versuche. Mittlerweile sind daraus sechzig Hektar geworden. Denn der Winterzuchtgarten funktionierte von Beginn an sehr gut, und so landete Saatgut aus Europa über die Wintermonate zu Versuchszwecken auf Feldern auf der südlichen Erdhalbkugel – mehrere Jahre lang ausschließlich in Chile. Seit 1996 befindet sich in Rancagua außerdem unsere kontrasaisonale Zuckerrübenzüchtung.
Das Land eignet sich besonders gut für diese Dienstleistungen, da man in Chile unter anderem mehrere Maislinien mit unterschiedlichen Reifezeiten bearbeiten kann: von Ausgangsmaterial aus Deutschland bis hin zu Mais aus Frankreich oder Südosteuropa, erklärt Sebastian Ojeda, Geschäftsführer bei KWS Chile. Noch ein Bonus: „Wir haben vier sehr klar abgegrenzte Jahreszeiten, die den Bedingungen in Europa entsprechen. Außerdem ist Chile in der Lage, gentechnikfreies Saatgut zu produzieren. Wir können Saatgut deshalb ohne Verunreinigungen verarbeiten und nach Europa zurückschicken.“ Vor allem zwischen Dezember und März wird der Standort zur Anlaufstation für Züchterinnen und Züchter sowie Technikerinnen und Techniker, die das Material selektieren und die Qualität des Saatguts prüfen.
Aufbereitung von Maissaatgut
Neben züchterischen Aktivitäten hat El Porvenir auch eine Anlage für die Aufbereitung von kommerziellem Maissaatgut, das im europäischen Winter für den europäischen und den nationalen Markt produziert wird. „Die Anlage war für uns eine wichtige Investition, da sie es uns ermöglichte, selbst kommerzielles Saatgut zu produzieren und nach Europa zu liefern, anstatt dies wie zuvor über Drittanbieter zu tun“, sagt Marcos Tapia. Damit kann Rancagua sein Angebot erweitern.
Mittlerweile ist mit Longaví für Mais und Gemüse eine weitere Zuchtstation in Chile entstanden. Die Kapazitäten in El Porvenir reichten nicht mehr aus – zumal dort neben Mais und Zuckerrüben auch noch Sonnenblumen und Sorghum gezüchtet werden. Darüber hinaus ist KWS in Südamerika mittlerweile auch mit Stationen in Argentinien vertreten. Dort gibt es eigene Züchtungsprogramme, und Argentinien ist mit seinem längeren Sommer außerdem geeignet, kontrasaisonale Dienstleistungen für späte Züchtungsprogramme (zum Beispiel Italien und Serbien) anzubieten. Peru und Brasilien wiederum eignen sich für Produktionen über mehrere Jahreszeiten hinweg. So hat sich Südamerika zu einem vielseitigen Kontinent für unsere Züchtungstätigkeiten entwickelt. |
Anzahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter: 30
Größe: ~ 132 Hektar
In Betrieb seit: 1956
Aktivitäten: Forschung und Entwicklung, Saatgutaufbereitung
Kulturpflanzen: Mais, Zuckerrüben, Sorghum, Sonnenblumen und Raps
© KWS SAAT SE & Co. KGaA 2025