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Ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn in der Ukraine beschreiben Kolleginnen und Kollegen sowie Landwirte, wie sie unter widrigsten Umständen dennoch weiterarbeiten, um die Ernährung der Menschen zu gewährleisten.

Dmytro Baranov

Zeugen von Besatzung und Bombardierung

Sergii Ryzhenko baut Zuckerrüben in der nordukrainischen Region Tschernihiw an. Er bekam hautnah mit, wie russische Panzer in die Region eindrangen: „Wir erlebten hier Bombardierungen, und all diese Panzer in unmittelbarer Nähe verstärkten nur noch das Gefühl von Elend und Verzweiflung.“

Dem Landwirt war bewusst, dass er eigentlich mit der Aussaat beginnen musste, aber das Risiko war zu groß. „Wir konnten weder die Menschen noch die Ernte opfern, die später absichtlich zerstört worden wäre. Erst als die Panzer weg waren, haben wir Raketenreste von den Feldern geräumt, und ich habe den KWS Außendienst angerufen, um CONVISO® SMART geliefert zu bekommen.“

Semyroz Yurii, der landwirtschaftliche Leiter eines anderen Betriebs, und sein Team versuchten in größter Angst, notwendige Materialien zu beschaffen: „Die Stadt Tschernihiw war blockiert, alle Brücken zerstört und die Straßen in die Stadt vermint. Als einzige Möglichkeit blieb uns, mit dem Boot über den Fluss zu fahren, um unseren Betrieb mit Saatgut und Düngemittel zu versorgen.“

Viele Bauernhöfe in der Region wurden entweder geplündert oder ihre Maschinen zerstört. Dmytro Baranov, bei KWS zuständig für den Vertrieb von Mais- und Sonnenblumensaatgut im Osten der Ukraine, erinnert sich, wie Lkw-Fahrer das Saatgut lieferten: „Der erste Lastwagen kam noch vor dem Krieg an, der zweite Teil musste auf den Weg gebracht werden, nachdem die Besatzer das Gebiet geräumt hatten. Die Lastwagen nahmen dafür Waldwege – es gab keine Straßen mehr. Das war ein anstrengender und gefährlicher Job.“

Unter Lebensgefahr: Landwirte haben trotz des Krieges die Felder bestellt.

Vitalii Plotka

Züchtungsversuche unter ständiger Bedrohung

Vitalii Plotka, Leiter der KWS Zuchtstation in der Region Dnipro, erlebte, wie sich die saisonalen Routineaufgaben seit dem frühen Morgen des 24. Februar änderten: „Zwei Wochen lang waren wir buchstäblich wie gelähmt. Dann fingen wir an, Pläne für jene Regionen zu entwickeln, in denen wir unsere Versuchsparzellen noch bearbeiten konnten und wo es relativ sicher ist.“

Zu dieser Zeit wurde nur Sonnenblumensaatgut für Versuchszwecke geliefert – Zugang zu anderen Kulturarten gab es nicht. Und weitere Hindernisse kamen zu Beginn der Feldversuche erschwerend hinzu: fehlendes Benzin, eine Ausgangssperre von 19 bis 6 Uhr und viele Kontrollpunkte: „Wir mussten alles riskieren und während der Ausgangssperre auf die Felder gehen. Wir konnten ja schließlich die Arbeitsschritte nicht auslassen, die nach der Abenddämmerung oder am frühen Morgen zu erledigen waren.“

Militärflugzeuge fliegen in der Regel sehr niedrig über die Felder und es bleiben nur wenige Sekunden, um zu entkommen, beschreibt Vitalii Plotka. „Es gab Momente, in denen wir das Saatgut einfach fallen gelassen haben und weggelaufen sind, weil ein Flugzeug im Tiefflug heranraste. Es ist beängstigend, währenddessen auf den Feldern zu sein und sich um die Ernte zu kümmern.“

Der Krieg verändert die Sicht auf die Dinge, die wirklich wichtig sind: ein sicherer Platz zum Schlafen während Dienstreisen. Auf die Felder zu gehen, ohne Angst vor Minen haben zu müssen. „Das Schlimmste ist, sich an den Krieg zu gewöhnen und weniger auf den Luftalarm zu achten.“

Olha Serhiienko

Tierhaltung: Bedarf an Futtermittel

Olha Serhiienko ist KWS Vertriebsmitarbeiterin für Mais und Sonnenblumen in der Region Tscherkassy im Zentrum der Ukraine. Sie berichtet von der Entschlossenheit und der Zusammenarbeit der Landwirte, die nicht nur Getreide anbauen, sondern auch Silomais als Futtermittel für ihr Vieh – während Besatzer ihre Betriebe verwüsten und ihre Tiere töten. „Das Hauptziel der Viehhalter ist es, ihren Betrieb zu retten und die Menschen zu ernähren. Sie säen trotz Luftalarm und Mangel an Treibstoff und Düngemitteln.“

In der Region fielen Bomben auf Eisenbahnstrecken, Flussdämme und Brücken, aber die Menschen seien voller Entschlossenheit und hätten einen großen Willen: „Alle arbeiteten zusammen und halfen mit. Als Bereitsteller von Saatgut waren wir auf Händler angewiesen, in einigen Fällen mussten wir selbst Saatgut ausliefern. Die Landwirte halfen sich gegenseitig, um Treibstoff zu beschaffen und die Menschen mit Milch zu versorgen, weil es sonst keine Möglichkeit gab, sie zu kaufen.“

Olha Serhiienko ist beeindruckt davon, wie viel Energie und Verantwortung die Tierhalter aufbringen, um die Menschen zu ernähren: „Im Frühjahr haben wir Saatgut an einen der größten Betriebe in der Region geliefert, denn Silomais wird dringend benötigt. Der Wille, die Produktion fortzusetzen, die Menschen zu ernähren und die lokale Landwirtschaft zu retten, ist absolut bemerkenswert. |


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