Neuorganisation
„Innovation ist
Teamplay“
Thomas Ehrhardt folgte am 1. August 2021 als neuer Global Head of Research and Services auf Jürgen Schweden. In einem gemeinsamen Interview sprechen beide über die immer wichtiger werdende Rolle der Pflanzenforschung und über die Neuorganisation der Forschung bei KWS.
Staffelstabübergabe: Thomas Ehrhardt (links) hat den langjährigen Leiter Jürgen Schweden als Global Head of Research and Services beerbt.
Herr Ehrhardt, gibt es etwas, das Ihnen bei KWS besonders auffällt?
Thomas Ehrhardt: Die Kombination aus Professionalität, Pragmatismus und einem unglaublichen Wirgefühl hat mich von Anfang an begeistert. Ein zweiter Punkt, der mir in der Forschung gut gefällt, ist die Kundenorientierung – nicht nur nach außen, sondern auch nach innen an die Kolleginnen und Kollegen gerichtet, mit denen wir zusammenarbeiten. Ich sehe auf der einen Seite viel wissenschaftliche und technische Kompetenz und auf der anderen Seite Persönlichkeiten, die mir zeigen: „Wir wollen zusammenarbeiten.“ Und beides zusammen ist extrem wichtig, wenn man Innovationen vorantreiben will, denn Innovationen sind das Ergebnis von Teamplay. Engagement und Motivation sind bei allen Kolleginnen und Kollegen, mit denen ich bislang gesprochen habe, sehr beeindruckend. Die Ausstattung und das Qualitätsniveau im Arbeitsumfeld ist auf neuestem Stand, auch die Gebäude wurden mit einem sehr guten Händchen entworfen, um ein angenehmes und produktives Arbeitsumfeld zu schaffen. Die gute Zeit der Einarbeitung mit Jürgen Schweden beschleunigt den Übergang ungemein. Dafür möchte ich ihm herzlich danken.
Was qualifiziert Thomas Ehrhardt besonders, Ihre Nachfolge anzutreten?
Jürgen Schweden: Er hinterfragt mit Klarheit und Sachverstand die Dinge und gleichzeitig verkörpert er die Werte, die KWS ausmachen: Zusammenarbeit, fairer Umgang, Ehrlichkeit, Vertrauen. So kann die „konstruktive Unruhe“ beibehalten werden, die Diskussionen produziert, Raum für Kreativität bietet und uns inhaltlich immer wieder weiterbringt.
Womit ist Ihr Terminkalender derzeit am meisten gefüllt?
Thomas Ehrhardt: Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen und Projekte und Inhalte zu vermitteln – das ist mir in meiner Anfangszeit besonders wichtig. Ich gehe in die Teams und Labors hinein, um zu sehen, wie gearbeitet wird, und um zu zeigen, dass man mit mir jederzeit offen sprechen kann. Mir war es auch besonders wichtig, frühzeitig das Gateway Research Center in St. Louis zu besuchen und zu vermitteln: „Ihr seid ein wichtiger Teil unseres Teams und ich bin trotz der räumlichen Distanz für euch da.“
Mit Einbeck und St. Louis hat KWS zwei Forschungsstandorte. Welchen Vorteil zieht KWS daraus?
Thomas Ehrhardt: Es ist immer gut, wenn die Forschung in der Nähe der relevanten Märkte angesiedelt ist, und insbesondere Nord- und Südamerika sind für KWS bedeutende Märkte. Eine globale Präsenz sorgt aber auch für eine Diversität an Kompetenzen und Menschen. Diversität ist wichtig für Innovationen und damit für KWS. St. Louis ist in den USA ein Hotspot für Menschen aus dem Agrarumfeld und damit für uns hochattraktiv als Forschungsstandort.
Welche Schwerpunkte werden Sie im Rahmen der Neuorganisation von Forschung und Entwicklung bei KWS setzen?
Thomas Ehrhardt: Ich übernehme die neue Forschungsorganisation und werde mithelfen, sie mit Leben zu füllen. Das ist mein Auftrag und den nehme ich mit voller Überzeugung an. Das vierköpfige R&D-Leadership-Team, das Forschung und Produktentwicklung vereint, wird die neue Organisation nach vorn bringen. Der Grundgedanke des gemeinsamen Brückenbauens und des Aufbrechens von Silos ist darin sehr gut verankert. Die neue Organisation sorgt nicht nur dafür, dass die Forschung bei KWS zukunftsfähig bleibt. Sie ist so ausgelegt, dass sie die weitere Internationalisierung und das Wachstum der KWS bestmöglich unterstützt.
Worauf wird es bei der Umsetzung der neuen Organisation aus Ihrer Sicht ankommen?
Jürgen Schweden: Es ist ganz wichtig, den Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen zu führen, wie man die Vorteile der neuen Organisation ausschöpft, um etwas einfacher, besser, zukunftsgerichteter zu machen. Dies muss die ganze Organisation durchdringen. Die Leitplanken sind gesetzt, jetzt kommt es auf die Ausgestaltung, die Einbeziehung der Mitarbeiter und die konstruktive Umsetzung an. Es werden auch Dinge im ersten Aufschlag noch nicht optimal laufen, aber beim zweiten oder dritten Mal. Forschung und Entwicklung werden anders werden, aber das ist keine Bedrohung, sondern es ist die Chance, etwas zu verbessern. Lasst uns aus diesem Blickwinkel darauf schauen!
Die Entwicklung von Pflanzensorten wird wichtiger, aber auch komplexer. Worauf kommt es an, damit KWS auch in Zukunft zu den führenden Pflanzenzüchtern gehört?
Thomas Ehrhardt: Wir haben die Chance, mit Innovationen und Technologien die Prozesse bei der Produktentwicklung zu verbessern und zu beschleunigen. Die Forschung kann einen Beitrag leisten, die Entwicklung von Sorten zu beschleunigen. Bereits seit Längerem sind zum Beispiel Doppelhaploide ein Turbo zur Beschleunigung der Züchtung. Heute reden wir von neuen Methoden wie Genome Editing.
Innovationen entstehen dort, wo Wissensbereiche zusammentreffen und zielorientiert zusammenarbeiten. Deshalb muss die Verzahnung zwischen Forschung und Züchtung noch enger werden. Wir wollen Modelle und Prinzipien entwickeln, die kulturartenübergreifend sind. Dazu müssen wir gemeinsam definieren, welches die wesentlichen Ziele sind, um dann den Weg dorthin zu optimieren. Bei den Technologieanwendungen wie Markertechnologien oder DNA-Sequenzierung klappt dies bereits gut.
Das eigene Züchtungsmaterial ist die Basis des Erfolgs von KWS. In Zukunft werden Traits immer wichtiger. Darunter verstehen wir Merkmale von Pflanzen – zum Beispiel eine Resistenz gegenüber einer Pilzkrankheit oder gegenüber Schadinsekten –, die im Markt mit einem Mehrwert verbunden sind. Hier nimmt die Forschung eine wichtige Rolle ein: Sie ergänzt und beschleunigt die klassische Züchtung, indem sie mithilfe von Gentechnik und neuen Züchtungsmethoden wie Genome Editing den Züchtern Trait-Gene zur Verfügung stellt. So wird die Forschung ein wichtiger Teil der Produktentwicklung.
Was werden Sie am meisten vermissen?
Jürgen Schweden: Meine Kollegen! Was ich als unheimlich angenehm empfunden habe, war der ehrliche, unpolitische Umgang miteinander, von ganz oben bis ganz unten. Dieses kollegiale Umfeld war eine wunderbare Erfahrung, für die ich mich herzlich bedanken möchte. |
Im Intranet: Mehr über den beruflichen Werdegang von Thomas Ehrhardt
Mehr über die Neuorganisation von Forschung und Entwicklung
INFO
Benoît Pétiard komplettiert R&D-Leadership-Team
Seit dem 1. September 2021 bekleidet Benoît Pétiard die Funktion als Global Head of Product Development Mais, Sonnenblume, Raps und Sorghum. Im Rahmen der Umstrukturierung unserer Forschung und Entwicklung ist dies eine neue Position. In seiner Funktion wird Benoît Pétiard Mitglied des Führungsteams für Forschung und Entwicklung sein, dem außerdem Thomas Ehrhardt, Robert Heidhues und Harold Verstegen angehören. Dieses R&D-Leadership-Team wird direkt an den Vorstand berichten.
Benoît Pétiard ist 47 Jahre alt und hat einen Masterabschluss in Landwirtschaft der École superieure d’agriculture de Purpan nahe Toulouse und einen Abschluss in Pflanzenzüchtung der École nationale supérieure d’Agronomique de Rennes. Er begann seine Karriere als Maiszüchter bei Syngenta und wechselte nach einigen Zwischenschritten 2017 in die Rolle des Head of Corn Breeding EAME (Europa, Afrika, Naher Osten). |
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