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Zuckerrübe

Nachhaltig, effektiv und kostensparend: Gemeinsam mit dem Institut für Zuckerrübenforschung der Universität Göttingen testet KWS Roboter zur Unkrautbekämpfung bei Zuckerrüben. Erste Ergebnisse sind vielversprechend.

Sie heißen „farming revolution“, „FarmDroid“ und „ecoRobotix“ – und auch wenn ihre Namen nach „Star Wars“, Science-Fiction und Zukunftsmusik klingen, so ist ihre Aufgabe doch eine ganz bodenständige: Die drei digitalen Robotersysteme sollen Unkraut auf Zuckerrübenfeldern beseitigen – und zwar möglichst präzise und schnell.
Vor rund drei Jahren startete KWS das Projekt „Zukunft live – Unkrautroboter im Feld“. Die Wurzeln der Initiative liegen im Digital Innovation Accelerator, einem agilen Team von KWS, das sich mit neuen digitalen Technologien für die Landwirtschaft beschäftigt. Die Tests der verschiedenen Systeme werden nun unter Leitung der Abteilung Business Development Zuckerrübe im Rahmen von FarmerSpace, einer Versuchsplattform für digitalen Pflanzenschutz, durchgeführt.

Digital gegen Unkraut

Ziel der vom Bundesministerium für Landwirtschaft geförderten Initiative: den Einsatz neuer digitaler Technologien in der landwirtschaftlichen Praxis zu testen. Dazu gehören neue Methoden für Unkrautkontrolle der Zuckerrübe. „Das ist beim Zuckerrübenanbau der Hauptkostenfaktor“, sagt Stefan Meldau, der das Gesamtprojekt im Bereich Business Development Zuckerrübe leitet, „wir wollen Landwirten Perspektiven für eine nachhaltige Unkrautkontrolle beim Rübenanbau aufzeigen.“

Das sind die drei digitalen Robotersysteme

„FarmDroid FR20“ auf dem Feld in Wiebrechtshausen

"ecoRobotix" auf einem Feld in Wetze

„farming revolution“ auf einem Feld in Anklam

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Dass eine neue, effektive und umweltschonende Art der Unkrautkontrolle wichtig ist, zeigt ein Blick nach Brüssel. Bisher werden in Europa rund neunzig Prozent der Zuckerrübenflächen ausschließlich mit Herbiziden behandelt. Wie lange diese Mittel noch zugelassen sein werden, ist indes nicht absehbar. Die „Farm to fork“-Initiative der Europäischen Union sieht vor, den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis zum Jahr 2030 um die Hälfte zu reduzieren. „Wir benötigen also langfristig Alternativen bei der Unkrautkontrolle“, sagt Meldau.

Wie künstliche Intelligenz hilft

Weniger Pflanzenschutzmittel, weniger Unkraut: Diese auf den ersten Blick paradox erscheinende Gleichung könnte dank künstlicher Intelligenz tatsächlich aufgehen. Zentraler Bestandteil der digitalen Präzisionstools: Sensorik, Robotik, maschinelle Lernverfahren und detaillierte Datenanalyse. Der Feldroboter „FarmDroid“ beispielsweise erfasst bei der Aussaat den Ablageort des Saatgutes digital und entfernt später mechanisch das Unkraut, basierend auf den Informationen des Pflanzenstandortes. Das System von „farming revolution“ unterscheidet Unkraut von Zuckerrüben mithilfe eines Kamerasystems und steuert auf dieser Basis seine mechanischen Tools.

KWS startete die praktische Phase des Projekts „Zukunft live – Unkrautroboter im Feld“ 2020 auf den Zuckerrübenfeldern des Klosterguts Wiebrechtshausen. Hier bewirtschaftet Axel Altenweger mit seinen Mitarbeitenden rund 400 Hektar ökologische Versuchs- und Anbauflächen. Das Unkraut wird wie überall im Ökolandbau mithilfe von Hackmaschinen, Abflammtechnik und vor allem in der Reihe per Hand entfernt. Es gibt Menschen, die in sogenannten Handhack-Kolonnen über die Felder ziehen und das Unkraut manuell vernichten. Die Kosten dafür sind hoch. „Es muss mit einem Arbeitsaufwand von bis zu 200 Stunden pro Hektar gerechnet werden. Wenn diese Arbeit von Robotern übernommen wird, kann sich der Landwirt um andere Aufgaben kümmern“, sagt Altenweger.

▶ Direkt vom Feld: Stefan Meldau erklärt die Roboter

Projekt schon jetzt ein Erfolg

Neben den Tests im Rahmen von FarmerSpace unterstützt KWS den Einsatz ausgewählter Robotersysteme direkt beim Landwirt. Der „farming revolution“-Roboter wird von April bis Juni 2021 nahe der Hansestadt Anklam in Mecklenburg-Vorpommern auf seine Alltagstauglichkeit geprüft. Eingebunden ist in dieses Projekt die lokale Zuckerfabrik der Cosun Beet Company, ebenfalls ansässig in Anklam. Für Steffen Ernst, Beratungsstellenleiter für Zuckerrüben in Anklam, Güstrow und Schleswig-Holstein, ist das Roboterprojekt schon jetzt ein Erfolg. Zwar sei das „farming revolution“-System noch nicht vollkommen ausgereift; so übersehen die Roboter beispielsweise zum Teil noch Unkraut. „Für einen effizienten Einsatz muss die Präzision und die Flächenleistung weiter verbessert werden“, sagt Ernst. Für die Zukunft indes sei die Kombination mit anderen Technologien vielversprechend.

Stefan Meldau hat bereits die nächsten Schritte für sein Projekt im Kopf. Auch in Nordamerika gibt es viele Start-ups, die neuartige Präzisionssysteme für Unkrautkontrolle entwickeln. Diese möchte KWS in Moorhead, Minnesota, ab dem Jahr 2022 testen. „Das sind wichtige Meilensteine hin zu einer nachhaltigeren und klimaschonenderen Landwirtschaft. Ich freue mich, dass die KWS die Landwirte auf diesem Weg mit innovativen Lösungen unterstützt“. |


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