Strategie

Zuckerrüben

Verbesserte Cercospora-Toleranz

„Für nachhaltigere Landwirtschaft wichtig“

Mit klassischer Züchtung ist es KWS gelungen, Zuckerrübensorten mit einer deutlich verbesserten Toleranz gegen die Blattkrankheit Cercospora beticola auf den Markt zu bringen. Resistenzzüchter Friedrich Kopisch-Obuch gibt einen Einblick in die Entwicklung.

Für Friedrich Kopisch-Obuch ist Teamgeist ein Erfolgsschlüssel

Es gibt bereits heute Zuckerrübensorten auf dem Markt, die eine Toleranz gegenüber Cercospora aufweisen. Worin liegt bei den neuen Sorten mit verbesserter Cercospora-Toleranz die Entwicklungsleistung?

Unsere Sorten mit dem neuen Merkmal verbinden einen noch nie da gewesenen Schutz vor Cercospora mit einer hohen Ertragsleistung – und das auf Flächen mit und ohne Befall. Derzeit finden in mehreren Ländern Versuche mit den neuen Sorten unter hohem Befallsdruck statt. Sie weisen deutlich höhere Erträge im Vergleich zu klassischen Cercospora-toleranten Sorten auf – und dies bei gleichzeitig erhöhtem Schutz über den gesamten Vegetationszeitraum hinweg. Durch diesen erhöhten Schutz ergibt sich zudem auch das Potenzial, Fungizide einzusparen – ein wichtiger Faktor für eine nachhaltigere Landwirtschaft.

Aus züchterischer Sicht: Was war die besondere Herausforderung dabei, eine verbesserte Cercospora-Toleranz zu entwickeln?

Aufgrund der sehr komplexen Genetik ist die Züchtung von Cercospora-toleranten Sorten besonders herausfordernd. Bisherige Cercospora-tolerante Sorten wiesen immer einen deutlich niedrigeren Zuckerertrag auf. Uns ist es jedoch gelungen, in der Wildrübe (Beta vulgaris ssp. maritima) eine sehr starke Cercospora-Toleranz zu finden, deren Genetik wir vollständig entschlüsselt haben. Da die Wildrübe eng mit der Zuckerrübe verwandt ist, konnten wir diese Toleranz auf herkömmliche Weise direkt in unser Zuchtmaterial einkreuzen. Die neue Genetik stellt eine wertvolle Ergänzung zu unserer bisher eingesetzten Cercospora-Toleranz dar. Sie eröffnet uns neue Möglichkeiten, unser Toleranzniveau weiter zu steigern und dies mit hohem Zuckerertrag zu kombinieren, der sich mit und ohne Cercospora-Befall realisieren lässt.

Wie lange hat es gedauert, bis die verbesserten Sorten marktreif waren?

Es hat mehr als zehn Jahre gedauert, Sorten mit der neuen Cercospora-Toleranz zur Marktreife zu bringen. Das zeigt, dass man als Pflanzenzüchter über viele Jahre vorausschauend planen und arbeiten muss. Züchtung muss zukunftsorientiert sein, und sie muss gleichzeitig nah am Markt sein. Ich denke, das sind die großen Stärken eines familiengeprägten Unternehmens wie KWS: Unsere Strukturen ermöglichen es, langfristig in Projekte zu investieren.

Damit am Ende ein solch großes Projekt aber gelingt, ist insbesondere die Zusammenarbeit im Team wichtig. Am Projekt Cercospora waren über Jahre hinweg KWS Kollegen vieler Züchtungsstationen im In- und im Ausland mit Mitarbeitern auf allen technischen Ebenen beteiligt. Diese Zusammenarbeit im Team, das gebündelte Know-how und die Erfahrung aller sind am Ende die entscheidenden Faktoren. |

Tobias Huth: „Wir erwarten zahlreiche weitere Zulassungen“

Tobias Huth, Leiter der Business Unit Zuckerrüben

„Ein Meilenstein für unser Unternehmen“

KWS hat schon mit einigen Produkten Meilensteine setzen können. Welche strategische Bedeutung messen Sie in diesem Zusammenhang den neuen, Cercospora-toleranten Sorten bei?

Die erfolgreiche weltweite Markteinführung von Zuckerrübensorten mit der neuen, verbesserten Cercospora-Toleranz ist für KWS und die Business Unit Zuckerrüben ein Thema von hoher strategischer Bedeutung. Ich bin mir sicher, dass wir damit einen weiteren Meilenstein in unserer erfolgreichen Serie von Innovationen setzen können, ähnlich, wie wir es mit dem Unkrautkontrollsystem CONVISO® SMART oder Nematoden-toleranten Zuckerrüben gemacht haben.

Cercospora stellt Landwirte vor immer größer werdende Herausforderungen, da Pflanzenschutz durch Resistenzen an Wirkung verliert oder stärker reguliert wird. Durch das Potenzial, mit den neuen Sorten Fungizide einsparen zu können, schaffen wir auch für eine nachhaltigere Landwirtschaft eine starke Lösung.

Die Entwicklung dieser Sorten hat viele Jahre intensiver Forschung und Züchtung erfordert. Damit diese Sorten aber zur Marktreife gebracht werden konnten, war und ist weiteres, spezifisches KWS Know-how aus AgroService und Produktmanagement nötig. Wir arbeiten beispielsweise am Timing von Fungizidapplikationen, am Umgang mit wechselhaftem Cercospora-Druck oder an der Entwicklung von innovativen Informationssystemen für Landwirte per App. Wir freuen uns daher sehr, dass wir im Frühjahr 2021 mit ersten Sorten in Märkten wie den USA, Italien, Spanien und Deutschland („Pre Launch“) auf den Markt kommen werden. Sorten mit verbesserter Cercospora-Toleranz befinden sich in weiteren Ländern in Registrierungsverfahren. Wir erwarten in diesem Winter daher zahlreiche weitere Zulassungen. |

Blattkrankheit Cercospora beticola


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