NACHRUF
Zum Gedenken an Jochen Beyes
Jochen Beyes, langjähriger Finanzvorstand der KWS, verstarb am 20. Januar 2021 im Alter von 79 Jahren in seiner neuen Heimat Potsdam. Er wurde am 18. November 1941 in Lüneburg geboren. Aufgewachsen ist er auf dem Lande, in Irmenseul in der Nähe von Alfeld hatte die Familie einen landwirtschaftlichen Betrieb. Nach der Ausbildung zum Agraringenieur an der Michelsenschule in Hildesheim beendete er sein Studium an der Universität Göttingen als Diplom-Volkswirt.
Zum 1. März 1970 begann Jochen Beyes als Assistent des Institutsleiters der damaligen KLEINWANZLEBENER SAATZUCHT AG vorm. Rabbethge & Giesecke und wurde in die Organisation der Züchtung bei verschiedenen Kulturpflanzen eingearbeitet. Darauf aufbauend gehörte die Verwaltung des Instituts inklusive der Einführung einer Kostenrechnung zu seinen Aufgaben.
Im Jahr 1972 legte Jochen Beyes den Grundstein für die Digitalisierung bei KWS, indem er die elektronische Datenverarbeitung im kaufmännischen Bereich der KWS einführte. Die erste EDV-Anlage hatte die Dimension eines großen Kühlschranks, und von nun an wurden darüber die Lohn- und Gehaltsabrechnungen erstellt und weitere Aufgaben in den Bereichen Buchhaltung, Verkauf, Speicher und Züchtung abgewickelt.
Unermüdlich trieb JB – so das interne Kürzel von Jochen Beyes – die weitere Entwicklung des kaufmännischen Bereichs von KWS voran, sodass ihm 1980 die Leitung der Abteilung Betriebswirtschaft/Controlling sowie die Prokura übertragen wurden. Ein strukturiertes Berichtswesen sowie eine Unternehmenssteuerung durch Controlling kannte man bisher nicht bei KWS. Mit der Einführung von Kostenrechnung, Kostenstellen, Budget- und Mittelfristplanung und so weiter machte sich Jochen Beyes anfangs natürlich nicht immer beliebt. Markige Kommentare zeigten den Kulturwechsel („Wozu das alles? Früher ging ich zum Vorstand und sagte, ich brauche eine Million – und dann bekam ich die Million“), der in anderen Betrieben schon stattgefunden hatte.
Ein eingespieltes Team: Assistentin Gisela Schrader (ehemals Brettschneider) und Jochen Beyes.
Ab 1983 übernahm Jochen Beyes die Verantwortung für die USA-Aktivitäten der KWS, insbesondere Coker’s Pedigreed Seed Company in South Carolina, und baute ab 1985 die Sparte Mais inklusive Öl- und Futterpflanzen auf. Im Jahr 1989 wurde er zunächst zum stellvertretenden und – mit dem Ausscheiden seines Vorgängers Kurt Quensell – ab 1991 zum ordentlichen Vorstandsmitglied der KWS bestellt. In seiner 14-jährigen Vorstandstätigkeit oblag Jochen Beyes das Finanzressort und die Verantwortung für die Produktsparte Mais, deren erfolgreichen Ausbau er vor allem in Nordamerika mit der Gründung unseres Joint Ventures AgReliant in Kooperation mit dem französischen Saatgutunternehmen LIMAGRAIN vorantrieb.
JB war eine Kämpfernatur und bekannt als ein „Terrier“, der nicht mehr losließ, wenn er einmal von etwas überzeugt war. Er galt als hervorragender Netzwerker, sei es innerhalb der KWS oder außerhalb mit Geschäftspartnern, zu denen er auch persönliche Kontakte aufbauen konnte. In Verhandlungen ging er stets mit klaren Vorstellungen und Zielen, die seine Mitstreiter gelegentlich für unerreichbar hielten, und lieferte häufig überraschende Ergebnisse.
Was ihm bei seiner Überzeugungsarbeit besonders hilfreich gewesen war, war sein Talent im Umgang mit Flipcharts. Ideen müssen auch für andere im Gespräch bildhaft sichtbar gemacht werden. Innerhalb kürzester Zeit war ein Konzept geboren und meisterhaft dargestellt: „Ich bin hier im Hause der Flipchart-Picasso“, freute sich JB selbst über die Anerkennung seines Talents.
Jochen Beyes engagierte sich auch außerhalb der KWS für Projekte zur Verbesserung der Infrastruktur der Region Einbeck. Er war ein fairer Sportsmann und spielte mit großer Begeisterung Tennis. Für Bewegung an der frischen Luft sorgte außerdem das regelmäßige Ausführen seines Hundes.
Nach 33-jähriger Betriebszugehörigkeit folgte ihm 2003 Hagen Duenbostel als Finanzvorstand, während Jochen Beyes sich verstärkt der Pflege seines persönlichen Netzwerks und karitativen Aktivitäten widmete; so engagierte er sich insbesondere für den Erhalt des Einbecker BürgerSpitals, bevor er mit seiner Frau Hildegard nach Potsdam übersiedelte.
Wir erinnern uns an Jochen Beyes in großer Dankbarkeit und bedauern, dass sein Leben so früh endete. Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau, seinen Söhnen Niklas und Timon und seinen Enkelkindern. |
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