Forschung

Genome Editing

Neue Züchtungsmethoden

Beitrag zur Lösung

Durch Einstufung als GVO ist Genome Editing in der EU faktisch nicht anwendbar. Doch die Debatte um die neuen Züchtungsmethoden hält an, und als Unternehmen können wir sie mitgestalten – auch im Hinblick auf eine nachhaltige Landwirtschaft.

Unter dem Begriff Genome Edi­ting werden neue Züchtungsmethoden zusammengefasst, die gezielt einen Bruch in der DNA einer Pflanze herbeiführen. DNA-Brüche treten in der Natur immer wieder spontan auf – Genome Editing ersetzt bei diesen Brüchen den Zufall durch Präzision. Dadurch können Züchter gezielte und spezifische Veränderungen vornehmen, ohne fremde DNA einzubauen. Der Einsatz dieser Methoden beschleunigt den Züchtungsprozess und ermöglicht es uns, schneller Antworten auf die Herausforderungen unserer Gesellschaft zu finden, die Landwirtschaft nachhaltiger zu gestalten und auf klimatische Veränderungen und deren Auswirkungen auf die Landwirtschaft zu reagieren.

In der öffentlichen Diskussion und von einigen NGOs wurden Bedenken hinsichtlich der Sicherheit von Genome Edi­ting sowohl für die Umwelt als auch für die menschliche Ernährung geäußert, obwohl das Verfahren in der Humanmedizin weitgehend begrüßt wird. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass die Risiken bei der Anwendung von SDN-1 und SDN-2 (siehe Infografik) mit denen konventioneller Züchtungsmethoden gleichzusetzen sind, da keine artfremde DNA eingeführt wird.

Übersicht: So ist Genome Editing weltweit reguliert

Hierbei handelt es sich um eine stark vereinfachte Darstellung der derzeitigen Regelungen, die zudem häufigen Änderungen unterliegen. Für genaue Informationen zur Regulierung von Genome Editing wenden Sie sich bitte an die Abteilung Regulatory Affairs RD-RA.

In Europa als gentechnisch verändert eingestuft

Dieser wissenschaftliche Konsens spiegelt sich in vielen Ländern auch darin wider, wie Genome Editing reguliert beziehungsweise nicht reguliert wird (siehe Übersicht über die weltweite Regulierung). In der EU ist die derzeitige Rechtslage anders: Der Europäische Gerichtshof (EuGH) hat in seinem Urteil von 2018 alle Pflanzen, die mithilfe neuer Züchtungsmethoden wie dem Genome Editing entwickelt werden, als gentechnisch veränderte Organismen (GVO) eingestuft, und zwar selbst dann, wenn das Produkt identisch mit demjenigen aus konventioneller Züchtung ist. Der hohe regulatorische, finanzielle und zeitliche Aufwand und die fehlende Akzeptanz für Gentechnik führen dazu, dass eine Anwendung von Genome Editing in der EU derzeit faktisch tot ist.

Als Reaktion auf das Urteil von 2018 hat die EU-Kommission eine Studie in Auftrag gegeben, die im April dieses Jahres vorgelegt werden soll. Sie untersucht, ob unter Berücksichtigung des potenziellen Nutzens der neuen Züchtungsmethoden der derzeitige regulatorische Rahmen in der EU für die verschiedenen Anwendungen des Genome Editing passend ist. Die EU hat sich mit ihrem Green Deal das ehrgeizige Ziel gesetzt, bis 2050 kohlenstoffneutral zu sein. Die Farm-to-Fork-Strategie ist die Komponente des Green Deals, die sich mit der Landwirtschaft befasst, und die Erwartungen an den Agrarsektor sind hoch: Bis 2030 sollen der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel um 50 Prozent und der Einsatz von Düngemitteln um 20 Prozent reduziert sowie 25 Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche sollen ökologisch bewirtschaftet werden.

Drei Formen des Genome Editing

Wir alle sind Botschafterinnen und Botschafter

Wie können wir diese Ziele erreichen, wenn uns der Zugang zu den innovativen Werkzeugen, die zu Lösungen beitragen können, verwehrt bleibt? Genome Editing ist natürlich nicht die alleinige Antwort, aber es kann Teil der Lösung sein. In unseren Augen hat Genome Editing das Potenzial, Pflanzen zu entwickeln, die weniger Wasser oder Dünger benötigen, die widerstandsfähiger gegen Schädlinge und Krankheiten sind und ertragssichere Ernten liefern.

Angesichts der anhaltenden politischen Debatte ist es jetzt an der Zeit, dass sich die Pflanzenzüchter zu Wort melden und mit guten Beispielen die Vorteile aufzeigen, die diese Methoden bieten können. Ein konkretes Beispiel ist das PILTON-Projekt, in dem gezeigt werden soll, welche Vorteile für die Landwirtschaft und die Gesellschaft durch die Anwendung von Genome Edi­ting erzielt werden können. Es ist nicht die einzelne Methode, für die sich KWS einsetzt, vielmehr ist es die Möglichkeit, mit diesen Methoden Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu finden. Dafür muss sich die derzeitige Regulierung ändern, wofür wir uns als KWS und in unseren Verbänden BDP und Euroseeds einsetzen. Zur Kommunikation dieses wichtigen Themas können wir alle beitragen – wir alle sind die besten Botschafterinnen und ­Botschafter. |


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