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Porträt

Oleksandr Fedorov

Zuversicht in Zeiten des Krieges

Oleksandr Fedorov ist General Director von KWS in der Ukraine, verantwortlich für das Geschäft mit Mais- und Sonnenblumensaatgut. Er beschreibt die schwierige Aufgabe, Perspektiven aufrechtzuerhalten, während die einzigen Wünsche sich um Sicherheit und Frieden drehen.

Es ist schwer zu ertragen, aber leider Realität: Im Moment richtet sich das Privat- und Arbeitsleben der Ukrainer danach, ob der Luftalarm schrillt oder der Strom ausfällt. Sogar die Fotoaufnahmen für diesen Artikel waren einige Male davon betroffen. Oleksandr Fedorov führt das Unternehmen jetzt seit neun Monaten des Terrors und Kriegs. „Die Woche nach dem 24. Februar war ein totaler Schock für uns. Nachdem wir merkten, dass wir und unsere Familien in gewisser Sicherheit waren, haben wir die Routinearbeit mit Kunden und Partnern trotz des Kriegszustands wieder aufgenommen“, erinnert er sich.

Die Sicherheit der Kolleginnen und Kollegen hat jetzt ebenso Priorität wie der Versuch, Geschäftsrisiken durch den Krieg möglichst gering zu halten. „Wir sind sehr stolz darauf, was wir in den vergangenen außergewöhnlichen Monaten erreicht haben – für die Landwirtschaft und unser geliebtes Land als solches“, sagt Oleksandr Fedorov. „Die Souveränität der Ukraine zu wahren ist uns unglaublich wichtig, und wir arbeiten hart daran, das Land stabil zu halten.“

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„Ich fühle mich für das Land verantwortlich. Ich fühle mich verantwortlich für das Schicksal unseres Unternehmens und meiner Kolleginnen und Kollegen. Meine Botschaft an alle lautet, dass wir unser Geschäft so gut wie möglich führen müssen, denn damit helfen wir der Wirtschaft der Ukraine und leisten unseren Beitrag zum baldigen Sieg unserer Nation, an den wir glauben.“

Der Krieg trifft das Geschäft der KWS unmittelbar aufgrund der gesunkenen Kaufkraft unserer Kunden – die Blockade der Seehäfen für den Export hat die Rentabilität der Hauptkulturen reduziert. „Wir haben die große Hoffnung, dass wir das schwierige Jahr 2023 überstehen und sich der Markt schnell erholen wird.“

Pläne für neue Produktionslinie – noch realisierbar?

KWS hat die erste Produktionslinie der Saatgutanlage in Kamjanez-Podilskyj im November 2016 eröffnet: „Wir waren erfolgreicher als in unserem ursprünglichen Geschäftsplan vorgesehen: Schon im zweiten Jahr der Produktion hatten wir eine Auslastung von hundert Prozent!“ Diese Tatsache war ausschlaggebend dafür, in eine zweite Produktionslinie zu investieren.

Die Bauarbeiten begannen Ende 2021 und ruhen seit Kriegsbeginn. „Wir glauben aber fest an eine starke und erfolgreiche Ukraine. Ich bin der Unternehmensführung dankbar dafür, dass sie weiter in die neue Linie investiert“, sagt Oleksandr Fedorov und sieht gute Gründe für die Entscheidung.

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„Ich schätze, dass es für das Unternehmen eine schwierige Entscheidung war, in der aktuellen Situation weiter in die Saatgutproduktion zu investieren – aber gleichzeitig war die Entscheidung richtig. Die Ukraine hat fruchtbare Böden, ein angenehmes Klima und ein riesiges Marktpotenzial. All das bietet dem Unternehmen zusätzliche Möglichkeiten, auf dem ukrainischen Markt erfolgreich zu sein. Gleichzeitig betrachten wir diese Investition auch als eine neue Ära unserer lokalen Einheit.“

Im Jahr 2010 hat Oleksandr Fedorov bei KWS begonnen. Mit nur vierzig Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern war das Unternehmen damals relativ klein: Im Vergleich mit den zehn größten Saatgutunternehmen des Landes belegte KWS nur einen der hinteren Plätze, der Umsatz lag unter zehn Millionen Euro.

Die größte Herausforderung für ihn bestand darin, das Vertrauen der Kunden in die lokale Saatgutproduktion zu gewinnen – denn importiertes Saatgut galt in der Öffentlichkeit als das bessere Produkt. Die meisten Wettbewerber konzentrierten sich auf Importe und beließen es dabei. „Unsere Strategie war dagegen komplizierter, aber richtig: Unsere qualifizierte Arbeit hat die Kunden überzeugt, und heute werden bis zu hundert Prozent des Umsatzes mit lokal produziertem Saatgut gemacht. Ein großer Dank geht natürlich an das gesamte Team in der Produktion und im Vertrieb“, kommentiert Oleksandr Fedorov.

Seit 2014 ist Oleksandr Fedorov Geschäftsführer der KWS in der Ukraine – mit derzeit 160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, einem Umsatz von mehr als vierzig Millionen Euro und einer Position unter den fünf größten Saatgutunternehmen des Landes. Trotz des Krieges, der alles zerstört und unterbricht, ist dieses Jahr ein ganz besonderes.

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„Ich hoffe, dass wir bereits im Jahr 2022 etwa ein Drittel unserer gesamten Produktionsmenge in den europäischen Markt exportieren werden. Das bedeutet, dass europäische Landwirte ukrainisches Saatgut in großem Umfang anbauen werden.“

Dieses Drittel der Gesamtmenge, das Oleksandr Fedorov erwähnt, entspricht mehr als 100.000 Saatguteinheiten des in der Ukraine produzierten KWS Saatguts.

Das wichtigste persönliche Ziel von Oleksandr Fedorov steht noch aus: zehn Prozent Marktanteil beim Maissaatgut zu erreichen. Sein Team hat dieses Ziel motiviert im Fokus. „Ich denke, dass KWS Ukraine in eine rosige Zukunft blickt. Wir haben innovative Produkte und motivierte Kolleginnen und Kollegen. Jede BU hat ihre eigenen ehrgeizigen Aufgaben und Ziele, die wir sicher erreichen werden.“

Produktion in der Ukraine

Schon im zweiten Jahr war die Produktion in Kamjanez-Podilskyj voll ausgelastet, Ende 2021 begannen die Bauarbeiten für eine zweite Produktionslinie.

Trotz des Krieges lautet das Ziel, bereits 2022 etwa ein Drittel der gesamten Produktionsmenge in den europäischen Markt zu exportieren.

Routinearbeiten gingen weiter, nachdem sich herauskristallisierte, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in gewisser Sicherheit waren.

Die richtige Berufswahl

Oleksandr Fedorov wurde in der Ost­ukraine in einer ländlichen Gegend geboren, die hauptsächlich landwirtschaftlich geprägt ist: „Bei der Berufswahl gab es nicht viele Alternativen. Mit der Zeit habe ich jedoch gemerkt, dass mir die Landwirtschaft tatsächlich gefällt und ich in diesem Bereich meine berufliche Zukunft sehe.“ In den 23 Jahren seiner Tätigkeit ist Oleksandr Fedorov somit vom Agronomen auf einem Bauernhof bis zum ­General ­Director des Tochterunternehmens einer international führenden Firma aufgestiegen: „Ich freue mich darüber, diesen Beruf ergriffen zu haben, und möchte mich immer weiterentwickeln.“ |


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