Strategie

Strategische Planung 2031

Neue Serie

Strategie mit Leben füllen

Unsere Strategische Planung 2031 benennt vier Ziele, die wir in Zukunft erreichen wollen. Dass sie nicht nur Theorie sind, zeigen wir ab dieser Ausgabe der KWSintern an konkreten Beispielen.

Die strategische Planung ist das zentrale Instrument, um KWS weiterzuentwickeln. Sie bestimmt unsere Unternehmensziele und ist kein starres Werk, sondern wird alle zwei bis drei Jahre hinsichtlich ihrer Ausrichtung geprüft und bei Bedarf angepasst. Wichtig ist außerdem, die Maßnahmen der Strategischen Planung in das Tagesgeschäft zu übertragen – mit Blick auf den Ursprung unserer täglichen Arbeit: „Zukunft säen seit 1856“.

Die Strategische Planung 2031 stützt sich auf vier Zukunftsthemen:

  • Sustainable Agricultural Practices: Wir wollen den Einsatz von Chemie im Ackerbau minimieren, weniger Emissionen erzeugen und dabei weiterhin Erträge sichern. Wir wollen den Anforderungen gerecht werden und gleichzeitig profitabel wirtschaften.
  • Nutritional Food Ingredients: Wir sind bereits aktiver Bestandteil der Wertschöpfungskette für hochwertige pflanzliche Lebensmittel und wollen unsere Position zukünftig weiter stärken.
  • Connected Seeds: Wir wollen das genetische Potenzial durch zugeschnittene, digitale Dienstleistungen und Werkzeuge für den Landwirt optimal nutzen.
  • New Sales Models: Durch direkte Bezugsoptionen für Saatgut und Services möchten wir komfortable Online-Möglichkeiten für den Kontakt zwischen KWS und den Landwirten bieten.

Aber was heißt das konkret? Das wollen wir ab dieser Ausgabe mit Projekten aus unseren Business Units, der Forschung und Entwicklung sowie den Group and Global Functions beschreiben. Damit möchten wir unsere Strategie so anschaulich und transparent wie möglich machen. Denn für die Umsetzung unserer Ziele in der alltäglichen Arbeit sind alle Kolleginnen und Kollegen auf unterschiedliche Art mit Engagement und Innovationskraft beteiligt. Sie alle handeln jeden Tag für unsere erfolgreiche Zukunft.

Zuckerrüben

Daten sind der erste Meilenstein

Durch den Klimawandel beobachten wir beim Anbau von Zuckerrüben in manchen Regionen schon heute deutliche, durch Trockenheit verursachte Ertragseinbußen. Besonders betroffen sind Südosteuropa, Italien, Frankreich, die Türkei, die USA in Anbaugebieten ohne Bewässerung und in zunehmendem Maße auch Nordeuropa. Der deutliche Ertragsrückgang der Zuckerrübe 2022 in Deutschland ist maßgeblich auf Trockenheit zurückzuführen.

Unsere Antwort auf diese Entwicklung sind trockentolerante Sorten, die einen geringeren Wasserbedarf haben – auch an Orten, die wegen guter Böden oder technischer Bewässerung bisher noch gut dastehen. Die maximal zulässigen Bewässerungsmengen sind in Trockenjahren wie 2022 bereits heute ertragsbegrenzend, wie beispielsweise Flächen im Einzugsgebiet der Zuckerfabrik Uelzen zeigten.

KWS beschäftigt sich schon seit 2010 in einem speziellen Zuchtprogramm mit der Trockentoleranz von Zuckerrüben. Im ersten Schritt haben wir ein Prüfsystem aufgebaut und Standorte ausgewählt, an denen wir über Jahre hinweg Trockenstress erwarten und Daten für unsere Selektion sammeln können. Über Wetter­daten, die wir dank digitaler Tools besser nutzen können, sind immer genauere Analysen möglich. Diese gute Dokumentation über die vergangenen Jahre ist ein Meilenstein.

An unseren Selektionsstandorten haben wir unter anderem herausgefunden, dass sich Trockenstress je nach Pflanzenstadium und Versuchsumwelt unterschiedlich stark auf die Zuckerrübe auswirkt. Neben dem Trockenstress müssen wir dort spezielle Krankheiten und Schädlinge berücksichtigen: Die Rübenmotte tritt häufig in Kombination mit Trockenstress auf, außerdem schauen wir parallel auf wirtschaftlich bedeutende Krankheiten wie Cercospora und Rizomania. Eine trockentolerante Sorte muss auch in Jahren ohne Trockenstress gute Erträge bringen.

In unserem Genpool haben wir Variation für Trockentoleranz identifiziert. Dieses Merkmal zeigt eine komplexe Vererbung und große Wechselwirkungen mit der Umwelt. Mit unseren Erkenntnissen sind wir guter Dinge, dass wir unsere Landwirte in den kommenden Jahren mit trockentoleranten Sorten beliefern können.

2022 hat uns noch einmal mehr vor Augen geführt, wie dringend der Bedarf ist. Die Relevanz der Züchtung auf Trockenstress zeigt sich in ihrer Aufnahme in die strategische Initiative „Stress Solutions“, die integraler Bestandteil der Strategischen Planung 2031 des Zuckerrübengeschäfts ist.

Karin Fiedler-Wiechers

Züchterin für abiotischen Stress bei der Zuckerrübe

Grüne Bohnen

Hitzetolerant und gut aussehend 365 Tage im Jahr

Im Südosten der USA erreichen die Bodentemperaturen immer neue Rekorde. Bei zu großer Hitze entwickeln grüne Bohnen aber keine Hülsen. Für den Ertrag heißt es dann: alles oder nichts. Seit 2019 bieten wir Händlern und Landwirten vier hitzetolerante Sorten. Gemeinsam mit unseren Partnern in den Vereinigten Staaten hat unser Züchtungsleiter in den vergangenen fünfzehn Jahren intensiv daran gearbeitet, Wärmegene in unser Zuchtprogramm einzubringen. Das Ergebnis ist die Magma-Kollektion, bei der jede Sorte den Landwirten etwas Einzigartiges für jede Jahreszeit und marktfähige Erträge mit Bohnen bietet, die die richtigen Spezifikationen für jeden Marktbereich haben.

Alle vier Sorten bringen eine dunkelgrüne Farbe hervor, die sowohl Verbraucher als auch Supermärkte bevorzugen. Da Bohnen in den USA die Nummer vier unter allen Gemüsearten sind, sind unsere Züchtungsziele nicht nur Toleranzen und Resistenzen gegen Hitze, Krankheiten und Schädlinge oder eine bevorzugte Farbe, sondern auch die Verbesserung von Eigenschaften, die Verbrauchern wichtig sind. Dazu gehört eine lange Haltbarkeitsdauer oder ein süßer Geschmack. Eine lange Haltbarkeit ist von entscheidender Bedeutung: Wenn wir Haltbarkeit verlängern können, dann ist das ein weiterer Mehrwert für alle Kunden.

Mit der Magma-Kollektion haben wir einen großen Schritt gemacht: Wir sind weltweit die Nummer drei bei Bohnen, in den USA trotz kurzer Marktpräsenz je nach Region schon die Nummer zwei. Ein Händler verkauft unsere Premiumsorte sogar exklusiv. Anders als beispielsweise Spinat bleibt eine Bohnensorte sehr lange im Markt – fünfzehn bis zwanzig Jahre. Wir haben eine sehr gute Ausgangsposition.

Und die vergangene Hitzesaison hat gezeigt, dass nicht nur die USA als unser Kernmarkt hitzebeständige Sorten benötigen – auch in Italien und Nordafrika sehen wir Potenzial für frische Bohnen, in Belgien und Frankreich für verarbeitete Bohnen. |

William Liggitt

Technical Bean Advisor, Pop Vriend Seeds

Sorghum

Effizienz-Champion

Bezogen auf die Anbaufläche ist Sorghum zwar die fünfgrößte Getreideart der Welt und vor allem im Subsahara-Raum verbreitet. Zugleich hat es aber in vielen Regionen der Welt sein Potenzial noch lange nicht ausgespielt. Das wollen wir ändern und den Anbau von Sorghum in internationalen Märkten vorantreiben.

Im Zuge des Klimawandels entfaltet Sorghum seine Vorzüge. In Brasilien beispielsweise wird das Zeitfenster für die Maisaussaat wegen zunehmender Hitze immer kleiner. In diese Lücke ist Sorghum gestoßen, weil es in Bezug auf die Nutzung als Biomasse ähnliche Eigenschaften hat wie Mais. Es kommt im Anbau aber besser mit Hitze zurecht, braucht nur halb so viel Wasser und hat weniger mit Schädlingsbefall zu kämpfen. Binnen der letzten zwei Jahre hat sich seine Anbaufläche in Brasilien verdoppelt.

Landwirte, die Sorghum noch nicht angebaut haben, tun sich mit der Alternative anfangs vor allem schwer, weil ihnen Erfahrungswerte fehlen. Dabei ist es ganz einfach: Die Aussaat ist flexibel, erweitert die Fruchtfolge, und für die Ernte ist nicht einmal Spezialtechnik nötig.

Solche Wissenslücken wollen wir mit der Videoserie „Sorghum around the world“ schließen: Wir haben Kolleginnen und Kollegen in mehreren Ländern besucht, um Erfahrungen auszutauschen und über die sozialen Medien ihr Wissen mit Landwirten zu teilen. Wir wollen erreichen, dass KWS und Sorghum miteinander in Verbindung gebracht werden. Im Fokus haben wir Brasilien, Italien, Frankreich als etablier­ten Markt und Ungarn, wo der Boom gerade erst losgeht. Zu den großen Sorghum-Märkten gehören auch die USA, wo es sogar den Weg in die Haustierfütterung gefunden hat. In der Ernährung ist Körnersorghum ebenfalls unglaublich vielfältig einsetzbar. Wir glauben deshalb, dass Sorghum eine wichtige Rolle in der Landwirtschaft spielen kann, wenn sich das Klima weiter verändert. |

Melissa Schreiber

Project Manager, International Marketing Cereals

Tobias Kunze

International Product Management Sorghum


© KWS SAAT SE & Co. KGaA 2025