Übernahmeversuch
Unabhängigkeit
seit 1856
Unsere Unabhängigkeit und die damit verbundenen Werte sind seit jeher ein Erfolgsgarant der KWS. Durch eine geplante Übernahme war dieses Grundgerüst in der Vergangenheit gefährdet, aber es gelang erfolgreich, sie abzuwehren.
Saatgut ist das wichtigste am Anfang der Lebensmittelkette stehende Produkt. Saatgut ist Leben und damit unvergleichlich. Neue Sorten zu entwickeln, die einen guten Ertrag bringen, robust gegen Krankheitserreger sind und nachhaltig angebaut werden können, benötigt umfassendes und spezielles Know-how, Bereitschaft zu hoher Investition und oft auch Geduld.
In vielen Unternehmen, auch bei unseren Wettbewerbern, mangelt es vor allem an Letzterem, der Geduld. Werden einmal angestrebte Ziele nicht schnell genug erreicht, wächst der Druck der häufig anonymen Aktionäre auf das Management, etwas grundlegend zu verändern, um kurzfristig Erfolge zu realisieren. Veränderung ist per se nicht schlecht, aber bei der Entwicklung neuer Sorten braucht es Weitblick und Kontinuität, auch wenn die Sortenleistungen einmal nicht den Erwartungen entsprechen.
So ist es gut, dass KWS ihre Direktiven, was das Unternehmen zu tun oder zu lassen hat, nicht aus den Zentren multinationaler Konzerne in Europa oder den USA erhält. Anstelle dessen entscheiden ortsnah Familien, die seit Unternehmensgründung das Geschäft der Pflanzenzüchtung verstehen, und Familien, die eine langfristig ausgerichtete Unternehmenspolitik verfolgen, gemeinsam, welchen Kurs die KWS nimmt. Die damit gegebene Unabhängigkeit von unternehmensfernen Interessen ermöglicht der KWS einen selbstbestimmten Weg und ein nachhaltiges, wertebestimmtes Handeln.
Weil KWS eine erfolgreiche Perle unter den familiengeführten Saatgutfirmen war (und natürlich ist), war das Interesse von fremden Investoren immer groß, das Unternehmen zu übernehmen. Mit zunehmender Bedeutung der Biotechnologie klopften Ende der 1990er-Jahre nahezu alle multinationalen Saatgut- und Chemieunternehmen bei KWS an, um eine Übernahme zu verhandeln. Die Südzucker AG, die bereits mit 24,9 Prozent, und die AgrEvo GmbH (als Nachfolgefirma der Hoechst AG nach einem Zusammenschluss mit der Schering AG), die mit zwölf Prozent plus besonderen Regeln unterworfenen drei Prozent an der KWS beteiligt waren, versuchten es auf einem anderen Weg.
Im Visier der Konzerne
Auf Basis von Verträgen aus den 1980er-Jahren mit KWS einerseits und Carl-Ernst Büchting als Hauptaktionär andererseits waren Südzucker und AgrEvo bestrebt, eine von Beginn an geplante feindliche Übernahme zu vollziehen. Auslöser hierfür war eine von KWS gemäß den genannten Verträgen geplante Übertragung von drei Prozent der KWS Aktien zur Unterlegung einer strategischen Kooperation. Diese sollten an Limagrain zur Festigung der im Jahr 2000 begonnenen Zusammenarbeit in Nordamerika im gemeinsamen Unternehmen AgReliant gehen. Diesen Anteil hätte AgrEvo vertragsgemäß herausgeben müssen, was man aber verweigerte, weil diese drei Prozent am Ende für eine mehrheitliche Übernahme der KWS notwendig gewesen wären.
KWS strengte deshalb im Jahr 2001 ein Schiedsverfahren an, um die Herausgabe der drei Prozent zu erreichen. Gleichzeitig verklagte Südzucker Carl-Ernst Büchting, der seine KWS Anteile zwischenzeitlich im Rahmen der Erbfolge auf seine Nachfahren und die AKB Stiftung übertragen hatte, da man ein Vorkaufsrecht für Südzucker wähnte. Wären beide Schiedsverfahren von Südzucker beziehungsweise Südzucker/AgrEvo gewonnen worden, hätten die beiden Unternehmen ihr Ziel der Übernahme von KWS erreicht. Dass es anders gekommen ist, wissen wir und wir können aus den oben genannten Gründen froh darüber sein.
Familienaktionäre bewahren ihre Mehrheit
Im Jahr 2004 waren dann alle Schiedsverfahren beendet. Bayer Crop Science (wo die von AgrEvo ursprünglich gehaltenen KWS Anteile inzwischen gelandet waren) und Südzucker hatten nach dem aus ihrer Sicht negativen Verlauf der Schiedsverfahren entschieden, sich von sämtlichen Anteilen zu trennen. Somit konnten die Familienaktionäre ihre Mehrheit erhalten und festigen und zudem der an der Börse gehandelte Anteil an KWS Aktien erhöht werden.
Henning von der Ohe war seitens KWS mit der Projektleitung in dem Schiedsverfahren betraut. Aus seiner Sicht haben sie ebenso wie die Ablehnung verschiedener „freundlicher“ Übernahmeanfragen deutlich gemacht, wie sehr die Familienaktionäre hinter dieser, ihrer und unserer, KWS stehen. „Ohne dieses Engagement und diese Haltung, insbesondere von Andreas Büchting und Arend Oetker, hätte unser Unternehmen heute ein ganz anderes Gesicht, wäre vermutlich in einem Konzern der Agrarchemie aufgegangen und als eigenständige Einheit verschwunden“, sagt Henning von der Ohe.
Da dies nicht so gekommen ist, ist eine hervorragende und in der Saatgutwelt kaum noch zu findende Basis gegeben, auf der KWS selbstbestimmt und nachhaltig erfolgreich weiterwachsen und Zukunft säen kann. Gut zu wissen, dass auch die Nachfolgegeneration der Familienaktionäre die gleiche Haltung wie die Gründungsväter des Familienpools einnimmt. |
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