Global gefragt
Der Mais macht’s
Ehe der Mais im KWS Portfolio in den 1970er-Jahren an Fahrt aufnahm, musste er sich seinen Platz neben der Zuckerrübe zunächst erarbeiten. Heute ist KWS beim Mais in der gemäßigten Klimazone und auch in Südamerika voll wettbewerbsfähig.
In den 1950er-Jahren haben wachsende Anbauflächen in Deutschland und Europa bei KWS das Interesse für den Mais geweckt. Wilhelm Oltmann, ehemaliger Leiter des Instituts für Pflanzenzüchtung der KWS, war die treibende Kraft für eine nähere Betrachtung der Pflanze. Im Austausch mit Professor F. Wolfgang Schnell reifte die Einschätzung, dass der Mais einmal eine wichtige Kulturart für KWS werden könnte. Im Jahr 1955 entschied KWS, ein auf eigenen Hybridsorten basierendes Geschäft mit Maissaatgut aufzubauen, um neben der Zuckerrübe ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein zu haben.
KWS musste bei null anfangen und geeignetes Zuchtmaterial aus öffentlich verfügbaren Quellen in den USA, Kanada und Frankreich verwenden. Vor seinem Ruf an die Uni Hohenheim entwickelte F. Wolfgang Schnell die erste Hybridsorte aus in Deutschland entwickelten Inzuchtlinien beim Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung in Scharnhorst. Die Sorte Velox wurde von dort an KWS übertragen.
In den 1970er-Jahren wurden die Arbeiten auf den Zuchtstationen Einbeck, Gondelsheim, Monselice und Chartres zielgerichtet koordiniert: ein systematischer Aufbau von „Heterotic Pools“, verbunden mit einer stetigen Verbreiterung der Materialbasis. Die Investitionen, die Geduld und das Vertrauen des Vorstandes in die Züchter machten sich immer mehr bezahlt. KWS stieg in Europa zum führenden Anbieter von Silomaissorten auf.
Im Jahr 1988 erwarb KWS schließlich die Mehrheit an Great Lakes Hybrids und etablierte sich damit in Nordamerika. Ende der 1990er-Jahre entstand die Idee eines Joint Ventures mit dem französischen Wettbewerber Limagrain, um zusammen die Märkte in Nordamerika zu bearbeiten. Der Aufbau von AgReliant war eine sehr dynamische Zeit, in der ein deutsches und ein französisches Unternehmen zusammen mit den Amerikanern etwas Gemeinsames auf die Beine stellten. Die Ergebnisse der letzten zwei Jahre zeigen nunmehr voll wettbewerbsfähige eigene Hybriden. Mit diesen neuen Produkten sollte es uns gelingen, den Marktanteil mit eigenständigen Sorten entscheidend auszubauen.
Auf- und Ausbau der Dent-x-Dent-Körnermaiszüchtung
Mit dem Bau einer Maisstation in Südfrankreich im Jahr 1996 startete die Dent-x-Dent-Züchtung in den wichtigsten europäischen Reifesegmenten. In den nachfolgenden zwanzig Jahren kamen zehn weitere Zuchtprogramme und sieben neue Zuchtstationen in Frankreich, Südost- und Osteuropa hinzu. Der Vorstand hat den Ausbau und die Diversifizierung über all die Jahre gefördert. Neben der konsequenten Erweiterung und Verbesserung der Materialbasis war die schon frühzeitig angefangene Investition in Züchtungstechnologie entscheidend. Dies ermöglichte unter anderem, Doppelhaploide schnell und in führender Rolle nutzen zu können sowie die markergestützte Selektion (Genomic Selection) erfolgreich zu etablieren. Die jährlichen Fortschritte waren sichtbar, aber noch war die Konkurrenz besser. Doch auch in diesem Segment zahlte sich der lange Atem aus: Mittlerweile haben wir einige führende Hybriden im Körnermais in Europa. Mit diesen Spitzenprodukten konnten wir leistungsmäßig zu den Marktführern Bayer und Corteva aufschließen. Diese für Europa entwickelte Genetik zeigt auch in der Produktentwicklung für Nordamerika überzeugende Leistungen.
Aufbau der (sub)tropischen Maiszüchtung
Zusätzlich zum Geschäft mit Maissaatgut für die gemäßigte Klimazone betrat KWS im Juli 2012 den brasilianischen Markt und erwarb die beiden kleinen Züchterunternehmen SEMÍLIA und DELTA, die sie in der neu gegründeten KWS Melhoramento e Sementes LTDA zusammenführte. Gleichzeitig übernahm KWS fünfzig Prozent des Unternehmens RIBER, das langjährige Erfahrung bei Produktion und Vertrieb von Maissaatgut hatte. Mit der Übernahme der übrigen Anteile von RIBER und der Integration der KWS Melhoramento e Sementes LTDA bündelte KWS das Geschäft in Brasilien in der Gesellschaft KWS SEMENTES LTDA und baut seither die Aktivitäten kontinuierlich aus. In nur zehnjähriger Entwicklungszeit gelang es, voll konkurrenzfähige Hybriden mit allen für den tropischen Maisanbau erforderlichen Merkmalen aufzubauen. Inzwischen zählt KWS zu den führenden Anbietern von sehr gut angepassten Sorten im dynamischsten Maismarkt der Welt. |
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