KWS Vegetables Italia
Tomaten im grünen Bereich
Vor einem Jahr hat KWS das italienische Gemüsesaatgutunternehmen Geneplanta übernommen, das heute KWS Vegetables Italia heißt. Die Gründerin und die Gründer schwärmen von den modernen züchterischen Möglichkeiten in ihrer neuen unternehmerischen Heimat – und von der familiengeprägten Firmenkultur.
Giuseppe Stilo war anfangs ein wenig besorgt, wie er zugibt. Er hatte die Arbeit in einem Großunternehmen von früher als anonym und schwierig in Erinnerung, wenn es um den Austausch von Wissen mit Kolleginnen und Kollegen ging. Wie sollte das nur werden bei der KWS mit ihren Tausenden von Mitarbeitenden? Seine eigene Firma Geneplanta hatte nur zehn.
„Aber als wir uns 2020 zum ersten Mal trafen, merkte ich sofort, dass wir übereinstimmende Vorstellungen von Forschung und Wissenschaft im Allgemeinen haben“, sagt der Mitgründer von Geneplanta. 2021 erfolgte die Übernahme durch KWS unter dem neuen Namen KWS Vegetables Italia. „Nach einem Jahr kann ich sagen, dass sich alles in die richtige Richtung bewegt.“ Manuela Passeri und Samuele Mariani, mit denen Giuseppe Stilo gemeinsam in einer Videokonferenz sitzt, nicken zustimmend.
Die drei haben 2011 in Italien das Gemüsesaatgutunternehmen Geneplanta gegründet – aus der Gewissheit heraus, einen großen Markt mit neuen leistungsfähigen Tomatensorten aufmischen zu können: Mexiko. „Das Land ließ einen großen Bedarf erahnen“, sagt Samuele Mariani. „Die diversen Regionen des Landes haben verschiedene Anforderungen an Tomaten bezüglich Farbe, Größe, Haltbarkeit, Ertrag und Toleranzen.“ Manche Landesteile beispielsweise bauen für den Export an, andere für die lokale Bevölkerung. „Wir hatten ein gutes Netzwerk vor Ort und züchteten direkt in Mexiko. Das hat uns damals viele Türen geöffnet.“ Und Geneplanta zu Wachstum verholfen: Nach Mexiko kamen Italien und die Türkei hinzu.
Für KWS passte Geneplanta in die Strategie, die 2019 neu gegründete Business Unit Gemüse durch eigene Gemüsezüchtung und organisches Wachstum ebenso wie durch Produktion und Verkauf von lizenzierten Sorten und geeignete Akquisitionen zu entwickeln. Tomaten zählen zu den weltweit wichtigsten und für KWS mit Paprika, Gurken, Melonen und Wassermelonen zu den strategisch relevanten Gemüsekulturarten.
„Was wir einbringen, ist unsere über ein Jahrzehnt gesammelte Erfahrung in der Züchtung von Tomaten, die Kenntnis der Märkte, in denen wir tätig sind, und natürlich das genetische Material, das wir entwickelt haben“, erläutert Samuele Mariani. Die ersten Früchte der Übernahme sind sogar im wahrsten Wortsinn bereits geerntet: In Mexiko und Italien sind bereits KWS Sorten im Verkauf. |
Nach der Übernahme
Was die neuen Kolleginnen und Kollegen an KWS wertschätzen
Netzwerk
Obwohl die Business Unit Gemüse erst seit wenigen Jahren besteht, ist sie voller Expertise: „Wir tauschen uns fast jeden Tag aus“, sagt Samuele Mariani – sei es mit dem Team in Wageningen oder mit den Züchtungsleitern für Gemüse in den einzelnen Ländern. Der Austausch gelinge auch, weil alle die gleichen Voraussetzungen haben: „Vorher mussten wir verschiedene Labore in verschiedenen Ländern mit verschiedenen Protokollen koordinieren.“ Bei KWS haben alle die gleiche Tonalität. Auch die Software, in der Züchtungsergebnisse für alle sichtbar hinterlegt werden, wird vereinheitlicht. „Wir haben ein riesiges Netzwerk voller Wissen, das wir alle miteinander teilen“, ergänzt Giuseppe Stilo. „Es ist ein Geben und Nehmen, das die Entwicklungszeiten für neue Sorten deutlich verkürzt.“ |
Technologien
Mehr Kolleginnen und Kollegen mit mehr Know-how als bisher beschleunigen den Züchtungsprozess: Geneplanta hatte zuvor kein eigenes Labor, sondern arbeitete mit externen Dienstleistern, die nur wenige molekulare Eigenschaften von Tomaten testen konnten. Die Forschung von KWS in Einbeck und in Wageningen, wo die Business Unit ihren Hauptsitz hat, entwickelte binnen kurzer Zeit weitere Möglichkeiten für molekulare Analysen. Zukünftig soll auch die Phytopathologie für Gemüse komplett im eigenen Haus abgewickelt werden. „Ich finde es sehr spannend, mit Fachleuten aus so unterschiedlichen Bereichen wie der molekularen Züchtung, der Genomik und der Phytopathologie zusammenzuarbeiten“, sagt Giuseppe Stilo. |
Unternehmenskultur
Mehr als eine Nummer: „Das Miteinander bei KWS ist sensationell gut“, schwärmt Manuela Passeri. Ihre Kollegen bekräftigen diesen Eindruck. Dass KWS ein Familienunternehmen ist, merke er jeden Tag in der Kommunikation mit Kolleginnen und Kollegen, sagt Giuseppe Stilo. „Die eigene Arbeit wird wertgeschätzt, man bekommt immer freundliche Antworten auf Nachfragen, und es ist einfach ein tolles Arbeitsumfeld.“ Auch Samuele Mariani weiß das Miteinander sehr zu schätzen. „Alle, mit denen wir zusammenarbeiten, unterstützen sich, um gemeinsame Ziele zu erreichen.“ |
Wachstumsaussichten
Neben der Hauptkulturart Tomate züchtet Geneplanta auch Kürbisse und Zwiebeln. Seit Oktober 2021 kümmert sich Manuela Passeri zudem um die neu ins Portfolio gekommene Paprika. Für die Züchtung aller Gemüsesorten wird ein wachsendes Team zur Verfügung stehen. „Bei Geneplanta haben wir mehrere Aktivitäten gleichzeitig mit dem verfügbaren Personal gemacht. Jetzt werden es mehr Arbeitskräfte, und mit mehr Arbeitskräften können wir organisierter arbeiten, indem sich jede Person auf einen Schwerpunkt konzentriert“, sagt Samuele Mariani erfreut. Allein im ersten Jahr hat sich die Zahl der Kolleginnen und Kollegen in der italienischen Gemüsezüchtung von zehn auf siebzehn fast verdoppelt. |
Stationen und Standorte
Geneplanta hat seine Wurzeln in der Nähe von Parma, weil die norditalienische Region Emilia-Romagna frei von Krankheitserregern ist und gute Böden vorweist. Bislang waren die landwirtschaftlichen Flächen von Geneplanta aber ebenso wie am zweiten Standort im italienischen Corridonia (Region Marken) nur von Jahr zu Jahr gemietet. Mit dem Großunternehmen KWS im Rücken gibt es nun Langzeitverträge und dadurch mehr Planungssicherheit – auf einer größeren Fläche als zuvor. Auch in Mexiko hat KWS bereits zehn Hektar Land gekauft und will zudem im Landesinneren eine weitere Zuchtstation aufbauen. „Ein Teil von KWS zu sein ermöglicht es uns jetzt, zwei Zyklen in Mexiko zu organisieren“, sagt Samuele Mariani. Zukünftig soll es in jedem Land, in dem KWS Gemüse im Markt aktiv ist, eigene Stationen geben. |
Aus Geneplanta wird KWS Vegetables Italia
Gründerin und Gründer
Manuela Passeri (43)
Sie begann ihre berufliche Laufbahn im Jahr 1999 als Assistentin in der Tomaten- und Kürbiszüchtung. Bei Geneplanta war sie zunächst zuständig für Kürbisse. Nach der Übernahme durch KWS begann sie offiziell als Paprikazüchterin für das Segment Lamuyo und lange, kegelförmige Sorten für den italienischen und den spanischen Markt und wird die Kürbiszüchtung abgeben. |
Giuseppe Stilo (42)
Er arbeitet seit 18 Jahren im Saatgutgeschäft, seit 16 Jahren ist er in der Tomatenzüchtung tätig, zunächst im Bereich der verarbeiteten Tomaten und in Programmen für frische Produkte. Bei KWS hat er hauptsächlich im Segment der runden Frischmarkttomaten zu tun. Dazu gehören Fleisch-, Strauch-, Kirschtomaten und Spezialitäten. In seiner Arbeit bei KWS konzentriert er sich auf vielfältige Aspekte einschließlich der Eigenschaften wie Geschmack, Aussehen, Geruch und Farbe sowie der Resistenz gegen die wichtigsten Krankheiten. |
Samuele Mariani (42)
Er hat Agrarwissenschaften an der Universität von Perugia, Italien, studiert. Nach einem Praktikum in Zytogenetik an der Universität Wageningen begann er 2007, in der Pflanzenzüchtung zu arbeiten. Er hat Erfahrung mit verschiedenen Kulturarten wie Tomate, Zwiebel und Endivie. Bei Geneplanta war er verantwortlich für die Forschung und züchtete sowohl Tomaten als auch Zwiebeln. Bei KWS Vegetables Italia konzentriert er sich nun komplett auf sämtliche länglichen Tomaten wie Pflaumen-, Mini-Pflaumen-, Midi-Pflaumen-, San-Marzano- und Ochsenherz-Tomaten. |
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